Der Krimi im Krimi ... ist besser

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aennie Avatar

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Susan Ryeland ist Lektorin bei Cloverleaf Books und betreut den Autor Alan Conway bzw. seine äußerst erfolgreiche Krimireihe um Detektiv Atticus Pünd. Diese Aufgabe ist für sie eine wahre Hassliebe, denn mit dem Autor selbst kommt sie so gar nicht klar. Dieser hat nun sein achtes Opus vorgelegt „Morde von Pye Hall“. Susan teilt dem Leser mit, dieses Buch habe ihr Leben verändert – und dann gibt sie dem Leser eben dieses Manuskript an die Hand und die Handlung springt um. Auf den nun folgenden knapp 300 Seiten lesen wir rein die Geschichte um Atticus Pünd und Pye Hall. Als diese endet, wechselt der Plot wieder zu Susan, ihren Problemen mit dem Manuskript und den Geschehnissen in der realen fiktiven Welt (im Gegensatz zur fiktiven fiktiven Welt um Pünd), in der sie nun etwas herausfinden möchte, selbst zur Detektivin wird, denn die Lektorin erreicht die Nachricht vom Tod des ungeliebten Autors - Selbstmord. Susan zweifelt schnell an dieser Theorie und geht auf Spurensuche.
Die Überschrift dieses Kriminalromans, oder das zugrundeliegende Konzept ist „Parallelen“. Zwei Handlungen, beide klassische Whodunnits. Ein Autor, der seine gesamte Umwelt in seine Kriminalromane eingewoben hat. Jeder Wohnort, jede Person seines Umfeldes taucht in seinen Geschichten auf. Ein Detektiv, der an Hercule Poirot erinnert, zahlreiche Anspielungen an Agatha Christie und ihr Werk an sich im Text.
Die Idee der Doppelhandlung hat mich an diesem Krimi von Beginn an begeistert und ich habe sie als sehr erfrischend empfunden. Ein bisschen schade finde ich allerdings, dass die beiden Parts in meinen Augen nicht gleichwertig sind. Großartige Hochspannung kommt ohnehin nicht auf, sondern tatsächlich mehr dieses Flair von Rätselraten – aber das funktioniert im Atticus Pünd-Teil einfach viel besser! Der eingebettete Krimi liest sich flott und ein bisschen nostalgisch, der ummantelte Part um Susan Ryeland lebt in meinen Augen fast nur von den Parallel-Entdeckungen, die aber auch mehr amüsant sind. Auf mich wirkt es einfach so, als habe sich der Autor bei der Erarbeitung des Pünd-Krimis einfach viel mehr Mühe gegeben und Arbeit hineingesteckt, hier wirklich ein rundes Ergebnis zu erzielen. Insgesamt kommt immer noch ein prima Krimi heraus, der sich auch aus der Masse abhebt, aber eben tatsächlich mehr aufgrund der Konstruktion. Außen hui, innen … wäre maßlos übertrieben, aber leider bin ich ein wenig enttäuscht, da ich mir wirklich sehr viel mehr versprochen habe. Als Gewinn für mich persönlich zähle ich aber, dass ich mich vielleicht noch mal mit Agatha Christies Werk näher beschäftige.