Interessant, aber thematisch überambitioniert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
bildersturm Avatar

Von

Das Cover ist eher Thriller-Durchschnitt und der Titel allenfalls zweckmäßig (auch wenn er sich namentlich auf die handlungstechnisch relevante, aber eben sehr plump betitelte Bewegung innerhalb des Romans bezieht), dafür ist der Plot von Noah Richters neuem Thriller aber immerhin sehr modern und durchaus nicht uninteressant. Die Leseprobe war befriedigend, auch wenn politische und gesellschaftliche Zustände hier schon sehr populistisch verallgemeinert und reichlich naiv für spannungsfördernde Zwecke verwurstet werden.

Zwei Probleme, die sich abzeichnen: Zum einen sind beide Protagonisten, sowohl Georg Herzfeld als auch Götz Wolf, unsympathische und schon beinah toxische Widerlinge, was die Leseridentifikation extrem erschwert und die Figuren sogar als erfolgreiche Sympathieträger innerhalb der Handlung unglaubwürdig macht. Zum anderen sind wir als Leser nach der Probe, die etwa zehn Prozent des kompletten Thrillers umfasst, immer noch am Anfang einer Entwicklung, die laut Klappentext noch etliche Haken schlagen muss, um den Plot bis zu den versprochenen "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" voranzutreiben. Damit steht zu befürchten, dass "Morgenröte" spätestens in der zweiten Hälfte einiges raffen muss, um zum Ziel zu gelangen, ohne ärgerliche Abkürzungen zu nehmen. Schau'n wir mal.

Reinlesen sollte man auf jeden Fall, und trotz meiner skeptischen Einstellung bin ich durchaus am Rest des Romans interessiert. Erst danach kann man ein genaues Urteil dazu fällen.