Spannend und beklemmend realistisch

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bea20 Avatar

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Wer anspruchsvolle und spannungsgeladene Lektüre schätzt, hat mit dem Roman „Die Morgenröte“ von Noah Richter eine gute Wahl getroffen. Selten sind Handlung und Protagonisten so dicht am Zeitgeschehen wie in diesem Roman. Und das macht das Lesen so spannungsgeladen und beklemmend realistisch. Deutschland, wenige Monate vor der Bundestagswahl, das Land und die Menschen sind gezeichnet von der Corona-Pandemie; in der Bevölkerung herrschen große Unzufriedenheit, Ungleichheit, Zukunftsängste. Und dann gelingt es dem charismatischen Popstar Götz Wolf die Massen zu bewegen und zu verführen, indem er mit seiner reichen und einflussreichen Ehefrau Amalia von Bülow sowie dem skrupellosen Taktiker Lorenz Ziffer die politische Bewegung „Morgenröte“ gründet. Mit einer gigantische PR-Maschinerie in den sozialen Medien, professionellen Hackern, die Fake-Accounts entwickeln und täglich Tausende Fake-Nachrichten mithilfe von Bots verschicken, sollen die rund 62 Millionen Wahlberechtigten angesprochen werden, die „Morgenröte“ und Götz Wolf als Bundeskanzler zu wählen. Einen Neubeginn will die Bewegung schaffen, - eine gerechte Welt, in der es Gerechtigkeit gibt und in der die „kleinen Leute“ keine Sklaven der Mächtigen sind. Perfide sind der Plan und die Mittel der Manipulation. Den jungen und sehr erfolgreichen YouTuber Georg Herzfeld, der nach einem missglückten und rufschädigenden Video von der Deutschen Bank auf dreißig Millionen Euro Schadensersatz verklagt wird, können Wolf und Ziffer daher leicht dazu bewegen, die Social-Media-Aktivitäten mit seinen rund 10 Millionen jungen Followern zu steuern und ihn dafür im Prozess zu unterstützen und vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Anfangs noch euphorisch und von der Vorstellung beseelt, die junge Generation für eine Revolution zu gewinnen, die das Land wieder auf die Beine stellt, ahnt er jedoch bald, welche dunklen Motive die Bewegung hat. Aber da ist Georg Herzfeld schon viel zu sehr verstrickt in die Machenschaften.
All das ist spannend, dicht und obwohl vieles (noch) fiktiv ist, sehr realistisch beschrieben. Schreibstil und Sprache von Noah Richter sind fesselnd. Man merkt, dass der unter Pseudonym schreibende Autor auch Drehbücher und Theaterstücke schreibt. Fazit: spannende Lektüre mit Gänsehautmomenten