Grandioser Thriller um einen Vermisstenfall, der plötzlich weite Kreise zieht

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ech68 Avatar

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Mit diesem fulminanten Thriller legt Marc Raabe den dritten Band seiner Reihe um den eigenwilligen Ermittler Artur „Art“ Mayer und die Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski vor und konnte mich dabei erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber doch, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Zudem rückt diesmal ein Nebenstrang aus den ersten beiden Bänden in den Vordergrund.

Seit einiger Zeit sucht Art Mayer nach Dana Karasch, der spurlos verschwundenen Mutter der kleinen Milla, die mit ihrer dementen Großmutter in der Wohnung unter ihm lebt. Nachdem er einen mächtigen Mann unter Druck setzt, ihm zu helfen, erhält er kurz darauf einen anonymen Hinweis auf eine verlassene Wohnwagensiedlung außerhalb von Berlin, die mitten in einem Gebiet liegt, in dem gerade ein gewaltiger Waldbrand tobt. Als er trotz aller Verbote und Hindernisse zusammen mit Nele, die sich eigentlich noch im Mutterschutz befindet, dem Hinweis nachgeht, stoßen die beiden dort auf die Leiche eines angesehen Richters aus Berlin. Und dies ist nicht die einzige Überraschung, die das Gelände bereithält. Plötzlich bekommt der Fall eine besondere Brisanz, die den gesamten Berliner Polizeiapparat auf den Plan ruft.

Dieser ungemein temporeiche und atmosphärisch dichte Thriller lässt einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen. Bei dem doch recht umfangreichen Personenaufgebot und den immer wieder eingestreuten Rückblenden in die Jugendzeit von Dana. muss man aber gerade zu Beginn schon sehr aufmerksam lesen, damit einem hier kein wichtiges Detail entgeht. Der packende Schreibstil und die mehr als gelungene Charakterisierung der vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen erleichtern dies aber ungemein und sorgen zudem dafür, dass hier die Grenzen zwischen Gut und Böse immer wieder aufgeweicht werden und sogar verschwimmen. Nach und nach setzt sich aus der Handlung in der Gegenwart und den Rückblenden das erschreckende Gesamtbild zusammen, der krachende Showdown sorgt dann für eine überraschende, aber zugleich auch schlüssige Auflösung, bei der keine wesentlichen Fragen offenbleiben.

Wer auf abgründige, wendungsreiche und packende Thriller steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Auftritt von Art und Nele bin ich nun schon sehr gespannt.