Familiensuche auf Sri Lanka

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annago Avatar

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„Die Nelkentochter“ von Tessa Collins ist der dritte Band einer Reihe, in der fünf Frauen über verschiedene Kontinente hinweg den Geheimnissen ihrer Herkunft nachspüren. Diesmal führt die Reise nach Sri Lanka – und genau diese Schauplätze haben mir besonders gefallen. Die Beschreibungen der Landschaft, der Teeplantagen, der Ayurveda-Traditionen und der Geschichte des Landes, vor allem zur Zeit des Bürgerkriegs zwischen Tamilen und Singhalesen, sind spannend und lehrreich.
Im Zentrum steht Lari, die mit ihrem Vater in Cornwall lebt und die Gedichte ihrer verschwundenen Mutter findet. Diese führen sie auf die Spur ihrer eigenen Geschichte – bis nach Sri Lanka, wo sie nicht nur ihre Mutter wiederfindet, sondern auch die Liebe ihres Lebens und weitere Familiengeheimnisse aufdeckt. Der Roman springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit (1956–1962) und verbindet historische Ereignisse mit einer sehr romantisierten Erzählweise.
Und genau das ist für mich der Knackpunkt: Trotz der schweren historischen Themen wirkt vieles sehr weichgezeichnet. Die Figuren sind durchweg sympathisch, moralisch tadellos und optisch perfekt. Auch die Gedichte im Buch haben mich stilistisch nicht überzeugt – zu plump gereimt, um mich wirklich zu berühren. Trotzdem liest sich das Ganze leicht, flüssig und unterhaltsam, gerade wenn man Lust auf eine Mischung aus exotischem Setting, Familiengeheimnissen und Happy End hat. Für mich eine nette Wohlfühl-Lektüre mit historischem Einschlag, die nicht zu sehr ins Gewicht fällt, aber für ein paar entspannte Lesestunden sorgt.