Das Gleichgewicht der Welt

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marialein Avatar

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Eine alte Legende des Otter-Stammes erzählt von einem Krieger, der einen schwachen Mann tötet und damit das Gleichgewicht der Welt zerstört. Zur Strafe wird er von Dämonen heimgesucht. Doch er stellt das Gleichgewicht der Welt wieder her, indem er die Frau des Getöteten zur Gefährtin nimm und das Leben des anderen ausfüllt.

Diese Legende bildet den Rahmen für die Handlung des Romans. Doch wer glaubt, die Geschichte würde dadurch vorhersehbar und langweilig, der irrt sich. Sie ist voller Wendungen und Wirrungen und auch das Ende kommt – zumindest für mich – sehr überraschend. Und dennoch völlig im Einklang mit der Legende.

Die Handlung dreht sich hauptsächlich um die Plantagenbesitzerin Antonia Lorimer, die ihren Mann in den Wirren des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verloren hat, und William Spencer, einen englischen Soldat, der eben diesen Mann auf dem Gewissen hat und anschließend fast zu Tode gefoltert wird. Sein Pferd schleppt den halbtoten Mann auf Legacy, Antonias heruntergewirtschaftete Plantage. Trotz aller Bedenken entschließt sich Antonia, ihn gesund zu pflegen. Als William sich besser fühlt, übernimmt er die Verantwortung auf der Plantage und rettet sie vor dem Ruin. Wie die Legende bereits andeutet, wird er außerdem Antonias Liebhaber. Doch es zieht in seine Heimat zurück und er verlässt die Frau, in dem Wissen, dass sie ein Kind von ihm erwartet.

Um diesen Handlungskern herum spielen sich noch zahlreiche andere Nebenhandlungen und Intrigen mit den unterschiedlichsten Charakteren ab. Das Ganze ist sehr geschickt konstruiert und vermittel ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft: der Status der schwarzen Sklaven, die Beziehungen der Amerikaner mit Engländern und den amerikanischen Ureinwohnern, die Ideale des Enlightenment, usw…

Was mir an dem Roman weniger gefallen hat, waren die langatmigen Beschreibungen von Begebenheiten, die weder besonders angenehm zu lesen noch relevant für die Handlung waren – rohe Gewalt, Pädophilie… Meiner Meinung nach käme der Roman gut ohne diese Ausschmückungen aus.

Insgesamt hat mir Die Plantage aber sehr gut gefallen und ein interessantes Bild von einem Geschichtskapitel vermittelt, das mir weitgehend unbekannt ist. Besonders gut gefiel mir der Schluss, der einen eleganten Bogen zu der Legende am Anfang der Geschichte schlägt und sie so in einen spirituellen Rahmen bindet.