Ein dicker Schmöker mit zwei fiesen Charakteren

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adel69 Avatar

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Ich habe folgendes Buch zu Ende gelesen:

==Die Plantage==

Autorin: Catherine Tarley
Verlag: dtv


==Über die Witwe Antonia, einen britischen Soldaten und zwei fiese Typen – oder: die Handlung==

Ein britischer Colonel wird während einer Schlacht während des Unabhängigkeitskrieges um 1780 in den Südstaaten Amerikas schwer verletzt. Sein Name ist William Marshall Spencer. Unter Schmerzen bewegt er sich fort auf der Suche nach Wasser. Er überlebt, weil er Wasser findet. Mit seinem Pferd reitet er in einen Stall. Der Stall gehört zum Grundstück der Plantagenbesitzerin Antonia, deren Mann Henry erschossen wurde.

Antonia hat es nicht einfach – ist aber gewillt, ihre Plantage und ihre Mitarbeiter zu retten. Das Haus, in dem sie wohnt, ist teilweise zerstört. Ihr Mann Henry ist tot, und sie fragt sich, wie es mit ihrer Plantage, die „Legacy“ heißt, weitergehen wird. Ihr Schwager wollte sie schon mit einem anderen Mann „verkuppeln“ – und die Bank droht, ihr keine Kredite mehr zu geben, wenn sie „Legacy“ nicht verkauft.

Beides will Antonia nicht – weder Legacy verkaufen, noch verkuppelt zu werden.

Antonia findet den schwerverletzten Colonel William – genannt Will – in ihrem Stall und beschließt, ihm zu helfen. Die Indianerin „Vier Federn“ unterstützt sie tatkräftig mit ihrem heilkundlichen Wissen.

Will bleibt daraufhin in Antonias Haus. Anfangs haben es Antonia und „Vier Federn“ nicht leicht mit ihm. Er reagiert aggressiv. Jedoch kann er geheilt werden und steht anschließend Antonia bei der Rettung von „Legacy“ als Verwalter tatkräftig zur Seite. Er ackert so hart, dass er sich unentbehrlich macht. Auch eine Liebesbeziehung entwickelt sich zwischen Antonia und Will.

Irgendwann erfährt Antonia, dass Will nicht unschuldig ist am Tode ihres Mannes Henry. Die Beziehung scheint getrübt.

Antonia wird schwanger von Will – gerade zu einem Zeitpunkt, als Will beschließt, wieder in seine britische Heimat zurückzureisen. Begleitet wird er von Néné, seinem persönlichen Sklaven.

Will hat aber Feinde. Zum einen Algernon Reed, ein reicher Mann mit viel Land. Algernon kann ein Charmeur sein, aber er hat auch eine unheimliche und böse Seite. Immer wieder passiert es, dass er von Anfällen heimgesucht wird. Anfälle, die ihn dazu bringen, Menschen zu ermorden. Sind die Anfälle vorbei, kann er sich kaum erinnern, was er getan hat. Dieser Zustand beängstigt ihn. Deswegen engagiert er Oliver Roscoe, für ihn zu arbeiten. Roscoe durchschaut schnell, was mit Reed los ist – kann viele Morde verhindern, aber nicht alle. Unschätzbar für Reed ist, dass Roscoe ihn nicht verrät. Aber auch Roscoe ist nicht ohne Fehl und Tadel – und auch er hat noch eine Rechnung offen mit Will.

In Großbritannien erfährt Will eine gute und eine schlechte Nachricht. Währenddessen interessiert sich Algernon Reed in den fernen Südstaaten Amerikas immer mehr für Antonia…


==Meine Leseerfahrung==

Die Leseprobe bei vorablesen.de klang gut – sie erinnerte mich an den Roman „Vom Winde verweht“ von Margaret Mitchell. Ein dickes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Deswegen freute ich mich auch, als ich das Buch „Die Plantage“ gewinnen konnte. Leider kann „Die Plantage“ „Vom Winde verweht“ nicht das Wasser reichen. Denn bei dem Buch „Die Plantage“ vermisse ich meistens die Spannung, mitreißende Momente, die mich atemlos die Seiten umblättern lassen und somit dazu beitragen, dass ich das Buch recht schnell lesen kann.

Das Buch ist zwar aus der Perspektive des auktorialen (allwissenden) Erzählers geschrieben (es gibt keinen Ich-Erzähler) und enthält viele Dialoge, aber viele Vorgänge und Begebenheiten sind sehr ausführlich dargestellt. Für mich schon zu ausführlich.

Nein, diese 879 Seiten ziehen sich meistens recht zäh dahin. Die ersten circa 200 Seiten sind noch gut und interessant. Antonia findet William, William wird gesund und steht Antonia tatkräftig bei. Ich erfahre auch etwas, wie Antonia mit ihren Sklaven umgeht – sie schätzt sie. Bei William bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn sympathisch finden soll. Einerseits hat er Henry (Antonias Mann) umgebracht – andererseits packt er auf der Plantage tatkräftig an und ist Antonia eine wirkliche Hilfe.

Auf einmal entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Antonia und William – mir geht diese fast schon zu schnell. Und die Liebesszenen finde ich irgendwie kitschig.

Doch als die Charaktere Algernon Reed und Oliver Roscoe in das Buch eingeführt werden – und ich viele Seiten lang nichts von Antonia und von William lese, wünsche ich sie mir wieder zurück. Denn Algernon Reed und Oliver Roscoe sind absolut fiese Typen!

Catherine Tarley beschreibt einmal, wie Algernon Reed eine Frau aufschlitzt – da schüttelt es mich. Nein, so detailliert will ich das nicht lesen! Und Oliver Roscoe ist ein Mann, dem Männer lieber sind als Frauen. Das ist ja nicht verwerflich – gerade nicht für Leser in der heutigen Zeit, es gibt durchaus nette Homosexuelle. Aber Oliver Roscoe hat auch eine Vorliebe, sich an Jungen sexuell zu vergehen – auch eine solche Szene lese ich und denke: Nein, das will ich eigentlich nicht lesen!

Reed und Roscoe sind durchaus unsympathische Charaktere – mir sind sie zuwider, ich finde sie einfach nur ekelhaft. Aber soll ich deswegen die Lektüre des Buches „Die Plantage“ abbrechen? Irgendwas zieht mich immer wieder zu dem Buch – auch wenn ich schon sehr bald weiß, dass es über eine Drei-Sterne-Bewertung von mir nicht hinauskommen wird. Ich muss das Buch fertig lesen – auch wenn für mich „Lesegenuss“ anders aussieht. Unter Lesegenuss verstehe ich nicht, „Die Plantage“ zu lesen.

So zieht sich die Handlung des Buches dahin. Antonia gerät schnell aus dem Blickfeld der Handlung, dafür weiß die Autorin mehr zu schreiben von Reed und Roscoe. Positiv ist anzumerken, dass immerhin William immer wieder erscheint. William, der mir als Leserin immer sympathischer wird.

Ein Romanschreibexperte würde „Die Plantage“ als Entwicklungsroman bezeichnen. Entwicklungsroman deshalb, weil eine der Personen sich innerhalb des Romans entwickelt. Und das ist hier William. Er wird vom Colonel, der unter den Briten in den Kampf gezogen ist, zu einem Plantagenverwalter, der tatkräftig einer Frau unter die Arme greift. Und nicht nur das – seine Entwicklung geht noch weiter. Dazu will ich aber nichts sagen, um nicht allzu viel von der Handlung preiszugeben.


==Mein Fazit==

„Die Plantage“ ist ein dicker Schmöker, der spannender und mitreißender sein könnte. Die Haupthandlung spielt in den amerikanischen Südstaaten. Es geht um Antonia und Will, die nach meinem Geschmack länger in der Handlung bleiben können. Dagegen fixiert sich die Autorin viel zu lange auf die unsympathischen Charaktere Algernon Reed und Oliver Roscoe, mit denen ich mich während der Lektüre absolut nicht anfreunden konnte – und die meinen Lesegenuss sehr trübten.

Das Buch wiegt 970 Gramm, so konnte ich es leider nicht in den Mallorca-Urlaub mitnehmen. Man soll nicht zuviel Reisegepäck mitnehmen in ein Flugzeug. Auch das ist also ein Manko an dem Buch – es ist zu schwer für das Reise- oder Handgepäck für den Urlaub, wenn man eine Flugreise gebucht hat. Diese Tatsache soll aber nicht zum Punkteabzug führen.

Wegen der fehlenden Spannung und dieser zwei äußerst abstoßenden Charaktere ziehe ich jeweils einen Stern ab – verbleibe also bei drei Sternen in meiner Gesamtwertung.

Bei einer Weiterempfehlung des Buches bin ich unentschlossen.

Wer sich für das Buch interessiert, sollte ab 16 Jahren alt sein. Ich halte es sowohl für Frauen, als auch für Männer geeignet, da sehr viele Ereignisse rund um Männer enthalten sind.


P.S.: Meine Rezensionen erscheinen auch woanders – beispielsweise im Buchblog (Wordpress) bei den „Verrückten Leseratten“ sowie bei Ciao.de. Hier schreibe ich unter dem Usernamen „Sydneysider47“.