Leider kein Südstaatenepos

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eliza2010 Avatar

Von

Catherine Tarley, Die Plantage

Deutsche Erstausgabe, dtv, 2012

Über die Autorin:
Catherine Tarley geboren 1957, arbeitete nach ihrem Studium als Dramaturgin für einen US-amerikanischen Filmproduzenten. Im Jahr 2001 kam sie als Produktmanagerin zu einem süddeutschen Buchverlag. Sie lebt mit ihrer Familie in München.

Kurzbeschreibung:
South Carolina, 1781. Die junge Witwe Antonia Lorimer lebt allein auf ihrer vom Krieg zerstörten Plantage Legacy. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Anwesen wieder aufzubauen und einen verwundeten britischen Soldaten gesund zu pflegen: William Marshall. Dass ausgerechnet er in den Kriegswirren ihren Mann Henry erschossen hat, weiß sie nicht. Und so lässt sie sich immer mehr in den Bann dieses außergewöhnlichen Mannes ziehen. Ein Epos aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die Menschen sind verwundet an Körper und Seele, das Leben ist geprägt von Verlust und roher Gewalt, aber auch von einer unerschöpflichen Aufbruchsstimmung und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Meine Meinung:
Wenn man sich das wunderschöne Cover, welches sehr stilvoll gestaltet ist, ansieht; dazu den Klappentext liest, tja was erwartet man dann? Ich muss gestehen, ich habe ein Südstaatenepos erwartet. Eine Geschichte, die zum Träumen einlädt, einem Gänsehaut beschert und man als Leserin/ als Leser nur so durch die Seiten fliegt. Die Leseprobe hatte mich überzeugt, dass ich eine Story im Stil von „Vom Winde verweht“ erwarten dürfte. Bekommen habe ich leider etwas anderes, sodass ich zum Schluss das Gefühl hatte, ein vollkommen anderes Buch gelesen zu haben.

Für mich persönlich las sich dieser Roman unglaublich zäh. Die Story gerät immer wieder ins Stocken durch langatmige Gespräche, die immer wieder den Krieg zum Thema haben und immer wieder aufs Neue die Positionen der Protagonisten erörtern. Aber sind es überhaupt Protagonisten? Ich muss gestehen, dass mich die Autorin nicht überzeugt hat. Selten sind mir Figuren so fern geblieben wie in diesem Roman. Nur sehr selten erfahren wir Leser etwas über das Innenleben der einzelnen Figuren, ich habe mich auf den ersten hundert Seiten oft gefragt, was die Witwe Antonia Lorimer antreibt, warum sie so handelt und nicht anders. Ich kann die Frage auch am Ende des Buches nicht beantworten, da die Figur der Antonia nicht für mich greifbar ist. Weniger geht es um das Leben auf der Plantage Legacy, sondern um vielmehr. Natürlich kann man in so einem Roman eine Liebesgeschichte erwarten, die bekommt man auch, aber wer jetzt an eine Liebe wie zwischen Rhett Buttler und Scarlett O’Hara denkt, der wird bitterlich enttäuscht. Soviel möchte ich verraten, denn dieser Roman ist auch kein Liebesroman, vielmehr ist er ein Roman der nur so durch die verschiedenen Genres springt. Thriller, Krimi, Psychodrama all diese Komponenten findet man in diesem Roman. Von Waffenschieberei über Tierquälerei und Sklavenhandel, diese und noch viele andere Themen packt die Autorin in diesen Roman, sodass man sich teilweise etwas überfordert vorkommt, um nicht das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren. Erst recht als die Taten eines Psychopaten das Leben der Menschen unwiderruflich verändert.

Die Idee des Romans ist grundsätzlich gut, allerdings hapert es meiner Meinung nach an der Umsetzung. Den Figuren hätte etwas mehr Profil sehr gut getan, weniger Themen hätten dem Roman ebenfalls besser gestanden. Zudem hätte man den Roman um gut hundert Seiten kürzen können, um die Story zu straffen und es wäre vielleicht ein bisschen mehr Spannung entstanden. Die Recherchearbeit der Autorin ist hervorragend, man lernt sehr viel über die Unabhängigkeitskriege, allerdings lässt auch hier die Umsetzung zu wünschen übrig.