Südstaaten-Historien-Wälzer

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Zum Inhalt:
Im südlichen Teil Nordamerikas lehnen sich die Einheimischen auf gegen die alles kontrollierenden Engländer. Nach brutalen und blutigen Schlachten im Süden kehrt endlich langsam wieder Ruhe ein und alle Beginnen, die mittlerweile verwahrlosten oder zerstörten Farmen und Plantagen wieder aufzubauen. Auch die junge Witwe Antonia Lorimer kehrt auf ihre Plantage zurück und beginnt, zäh gegen alle Widerstände sich sperrend, in einem fast aussichtslosen scheinenden Kraftakt die Instandstellung der Plantage Legacy. Ein schwerverletzter englischer Soldat gelingt es, sich mit letzter Kraft bis zu dieser Plantage zu schleppen. Antonia, ausgestattet mit einem grossen Herzen und Glauben an das Gute in allen Menschen pflegt ihn gesund. So beginnt eine lange Geschichte im Kampf um Geld, Macht und Gerechtigkeit.

Mein Eindruck:
Der erste Eindruck war: Erst mal war ich fast erschlagen vom Gut 870 Seiten umfassenden Roman. Die Autorin Catherine Tarley hat zu diesem Buch offensichtlich ganz gewaltige, umfangreiche Recherchen durchgeführt. Auf 18 Seiten am Ende der Geschichte erläutert sie zum besseren Verständnis sehr viel zu Begriffen, Orten und Ereignissen aus der damaligen Zeit im Süden Nordamerikas. Für mich gab es dabei einiges an neuem Wissen aus einer für mich bisher unbekannten Region der Erde und der damals dort herrschenden Kultur.
Die Autorin hat in einer langen und verzweigten Erzählung es sehr gut verstanden, das Leben der reichen Plantagenbesitzer, das des unterjochten Volkes und natürlich das der völlig rechtlosen Sklaven, plastisch darzustellen. Wenn die Schilderungen nur annähernd der damaligen Wirklichkeit entsprechen, und ich gehe mal davon aus, dann bin ich echt bestürzt über das barbarische Leben, das dem normalen Einwohner und den Sklaven sowieso, auferlegt war.
Was für mich zu wenig deutlich herausgearbeitet ist, sind die verschiedenen Hauptpersonen der Handlung. Keine der Hauptprotagonisten, auch nicht die Leitperson Antonia Lorimer, sind als Mensch für den Leser genauer und tiefer herausgearbeitet. Sie blieben für mich allesamt immer etwas auf Distanz und man erfährt nicht wirklich das tiefere fühlen und empfinden von ihnen. Da es hier eigentlich keine wirklich tragende Figur gibt, sondern teilweise fast in Gleichberechtigung viele Personen tragend sind, kam es für mich nicht zu einer Identifikation mit einer bestimmten Person. Ich kam mir immer als eine Art Beobachter vor, der aus verschiedensten Blickwinkeln eine breiter gefächerte Handlung mitverfolgte. So ist es für mich zwar eine gute Erzählung, aber eine ohne emotionale Bindung.
Wie schon erwähnt, ist die ganze Geschichte sehr ausgedehnt, aber obwohl man in zahlreichen Szenenwechseln aus der Sicht von vielen Personen den Fortgang miterlebte, fand man sich aber immer gut im Gesamtgeschehen zurecht. Für meinen Geschmack ist das Buch um 100 bis 200 Seiten zu umfangreich ausgefallen. Um diese Grössenordnung reduziert, wäre nicht abträglich gewesen, sondern hätte dem Verlauf deutlich mehr Dynamik und Spannung verliehen. Viel zu oft wurden Hintergründe und Ursachen zu bestimmten Personen und deren dadurch geprägten Handlungsweisen immer wieder detailliert und ohne neue Aspekte ausgebreitet. Man konnte immer wieder problemlos ein, bis mehrere Seiten überspringen oder nur Querlesen, ohne dabei Gefahr zu laufen auch nur das Geringste zu verpassen. Das ist für mich ein deutlicher Minuspunkt zu diesem Buch.

Fazit:
Eine grossartiges Buch aus dem Blickwinkel der historischen Begebenheiten. Leider aber viel zu üppig mit Nebenhandlungen und Zwischengeschichtchen aufgeblasen, welche zum Haupthandlungsstrang oftmals überhaupt keine Beziehung hatten. Einfach nur schmückendes Beiwerk aus einer puritanischen Zeit, welche für uns befremdlich und weit zurückliegt. Wem allerdings Erzählungen aus früheren Zeiten mit üppig ausgeschmückten Szenen-Beschreibungen aus dem 18. Jahrhundert gefallen, der kommt hier voll auf seine Rechnung. Für mich gibt es, vor allem wegen der erwähnten häufigen Wiederholungen, trotz der grossen Arbeit, die von der Autorin geleistet wurde, knappe 4 Sterne.