Eine Geschichte der Schattierungen von Gut und Böse

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melail Avatar

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„Raeseng ist Killer von Beruf“ – und zum Glück keiner, den man so zu Hauf in der westlichen Literatur finden kann. Er ist einfach nur ein Mann, Raeseng. Er ist kein Adonis, der die Frauen reihenweise mit seinem Charme gefügig macht, er ist auch nicht hochintelligent und meistert jede noch so ausweglose Situation mit Links. Raeseng ist ein Mensch wie du und ich – natürlich abgesehen von dem Part mit dem Auftragskiller (hoffe ich) – und gerade deswegen schließt man ihn im Laufe der Geschichte unglaublich ins Herz.

Das sage ich, obwohl ich die ersten Kapitel überhaupt nicht mit dem Buch warm geworden bin und mir gerade mal 3 Sterne dafür vorstellen konnte. Obwohl der „Prolog“ sehr gelungen ist, sind die darauffolgenden Kapitel für mich irgendwie zu wirr gewesen. Ständig springt man ohne Hinweise zwischen Vergangenheit und Gegenwart, hier hüpft mal ein neuer Charakter hinzu und dort sind wir plötzlich in einer neuen Situation. Aber spätestens, wenn sich das Buch fast vollkommen der Gegenwart widmet, konnte ich es nicht mehr weglegen.

Das Buch ist selten humorvoll, aber es gibt doch die ein oder andere Situation, in der eine bittersüße und sarkastische Bemerkung fallen gelassen wird, die einen schmunzeln lässt. Das zieht sich durch die ganze Geschichte und bringt etwas frischen Wind in die doch schwere Thematik. Man kann auch einen Hauch der klassischen russischen Literatur finden – es wird an jeder dritten Ecke über Gott und die Welt philosophiert. Das ist hier allerdings sehr gelungen, da es sich nicht seitenweise zieht und sich doch die ein oder andere gute Weisheit offenbart.

Fazit: Wer von den ersten Kapiteln enttäuscht ist: durchhalten! Die Geschichte geht ins Herz und bleibt stecken wie eine von Raesengs‘ Kugeln.