Überraschend gut

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ealwyn Avatar

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Ich muss sagen, dass ich der Idee eines koreanischen Thrillers zunächst skeptisch gegenüber stand. Dagegen konnte auch das gelungene Cover nichts tun, obwohl das Buch generell optisch sehr viel hergibt. An den Seiten außen sind rote Flecken, die aussehen wie Blutspritzer.
Überzeugt hat mich die Story. Es geht um eine Organisation, die Plotter, die jeden, der mit ihr zu tun hat, den Kopf kosten kann. Raeseng ist einer ihrer Killer. Die Plotter halten insgeheim die politischen Fäden Koreas in der Hand – oder so will es scheinen. Die Plotter sind mächtig, aber nicht unangreifbar. Es gibt andere, die an ihrer Stelle an die Macht wollen und nicht davor zurückschrecken, ebenfalls über Leichen zu gehen. Dabei ist die Organisation selbst wie ein Mahlstrom.
Raeseng ist ein sehr faszinierender Protagonist. Auf den ersten Blick ist er sehr widersprüchlich. Er ist bei Old Racoon aufgewachsen, der die Bibliothek leitet, die das Machtzentrum der Plotter ist. Raeseng gibt den Büchern, die dort ausgesondert werden, ein neues Zuhause. Immer wieder ein paar. Er wohnt mit seiner Freundin zusammen, liest Dostojewski, fährt mit dem Damenrad auf Arbeit und mag das Lachen der Frauen. Außerdem tötet er Menschen. Ein ganz normaler Mann also – fast. Nach und nach zeichnet sich das Bild eines Mannes, der in eine Gesellschaft hinein geboren wurde, die er nur zum Teil versteht.
Es ist wie bei Jason Bourne: Man weiß nie, wer wann, wo und durch wen umkommt und warum. Die Gründe werden auch nicht immer enthüllt. Das trägt zur Undurchsichtigkeit bei und damit auch zur Atmosphäre. Dazu passt auch der klare und prägnante Schreibstil, der es ermöglicht, mit nur ein paar Worten Spannung zu kreieren.
Es bleibt von Anfang bis Ende spannend 😊