Mystisch-morbides Abenteuer

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sahra Avatar

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Mit dem Roman „Die Polidoris – und der Pakt mit der Finsternis“ verlangt Autorin Anja Fislage ihren Leserinnen und Lesern einiges ab. Empfohlen wird das knapp 400 Seiten umfangreiche Buch ab 11 Jahren. Dem würde ich mich nur bei sehr geübten jungen Leser:innen anschließen, da die Satzkonstruktionen zwar gut durchschaubar, die Ausdrucksweise aber sehr anspruchsvoll ist. Hinzu kommt die Thematik des Buches, welche Freunde des morbiden Grusels ansprechen, andere aber verstören wird. Die zwölfjährigen Zwillinge Petronella, Pellegrino und ihre 14-jährige Schwester Roberta werden nach Tildrum zu deren Großeltern und deren heruntergekommenen Villa geschickt, nachdem die Eltern bei einem Schiffsunglück verschollen sind. Der Großvater ist schrullig, die Großmutter exzentrisch und obwohl kein echter Trost und keine Zärtlichkeit gespendet wird, fühlen sich die Geschwister auf seltsame Weise zu Hause. In der Schule sind die Kinder nur als „Totengräberkinder“ verschrien, der Wunsch von Roberta und Petronella, hier Fuß zu fassen und Freunde finden zu können, erfüllt sich lange Zeit nicht. Zu sehr misstrauen die Einwohner Tildrums den Großeltern und dem seltsamen Haus. Die Großeltern führen dort ein Bestattungsunternehmen, so dass die Kinder auch im Keller des Hauses mit dem Thema Tod recht alltäglich umgehen. Dass die alte Villa Geheimnisse birgt, stellen die Geschwister fest, als im Garten eine unheimliche Ansammlung von Tieren auftaucht, im Haus Wände plötzlich wandern (und damit Räume auch zum Gefängnis werden lassen) und einige Verstorbene immer noch im Haus umhergeistern. Die Fantasie, die die Autorin hier walten lässt, ist groß. Allerdings reißen die kurzen Kapitel immer neue Handlungsstränge an, auch die Erzählperspektive wird innerhalb der Geschwister immer wieder geändert, so dass der Roman meiner Erfahrung nach eher etwas für erfahrene Leser:innen ist. Ich persönlich fand ihn teilweise verwirrend, teilweise aber auch etwas langatmig, bis sich Handlungsstränge wieder verknüpft haben – er hat mich insgesamt nicht wirklich abgeholt. Für etwas Leichtigkeit sorgen die schönen Illustrationen von Verena Wugeditsch, die die Charaktere immer wieder wunderbar in Szene setzt. Auch das Cover ist optisch und haptisch sehr ansprechend.