Die Prinzessin von Arborio

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In der ersten Hälfte des Buches lernen wir Elisabetta Zorzi - von allen nur Zorzi genannt - kennen. Wir erfahren etwas über ihre Kindheit mit einem Vater, der Bücher geschrieben hat und nie zufrieden mit sich oder mit Zorzi war. Und wir erfahren, wie sie heute lebt. Ihr Leben ist gut. Sie leitet ein florierendes Restaurant, ist hübsch, gesund. Sie hat jede Menge Lebenspläne. Vor allem will sie eine Familie gründen. Doch was Männer angeht hat Zorzi irgendwie kein Glück.

Ihr erster Mann drängt sie zu vielen Schönheits-OPs, ihr zweiter Mann betrügt sie gleich mit mehreren Frauen und der dritte bringt es nicht im Bett. Zorzi weiß bei jedem ab einem gewissen Punkt: Den muss ich loswerden. Hier hat es mich sehr fasziniert, wie Bettina Balàka es schafft, Zorzi trotz ihrer drei Morde nicht unsympathisch erscheinen zu lassen. Man liest das Buch und versteht zwar nicht so genau, wieso Zorzi sich nicht einfach trennt, andererseits kommt Zorzi einem nie böse vor. Es ist, als käme sie gar nicht auf die Idee, sich zu trennen, als wüsste sie sich wirklich nicht anders zu helfen. An der Stelle sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass ich mir Zorzi nach dem Klappentext anders vorgestellt habe. Kühl, berechnend, gemein. Aber im Buch ist sie überhaupt nicht so. Man kann ihre Träume und Wünsche sehr gut nachvollziehen und erlebt sie als eine kultivierte Frau, eben abgesehen von den Morden, die sie begangen hat. Oft kommt sie einem einfach ein bisschen naiv vor.
Schon während dem ersten Teil wird parallel zu Zorzi immer wieder kurz von dem Profiler Arnold Körber berichtet, der immer wieder auf Zorzi trifft, wenn einer ihrer Männer ums Leben gekommen ist. Irgendwann wird Zorzi schließlich überführt und kommt ins Gefängnis. Ab hier verliert die Geschichte für mich leider ein kleines bisschen an Reiz. Es wird berichtet, wie Zorzi sich in das Gefangenenleben einfindet und wie Körber sie immer wieder besucht. Anfangs kommt er, weil er Zorzi als Objekt seiner Arbeit interessant findet und vielleicht ein Buch über sie schreiben will aber nach und nach kommen die beiden sich näher und es entsteht eine Art Beziehung.

Das Ende kommt dann sehr abrupt. An sich war es für mich inhaltlich nicht wirklich überraschend, es war eher so, als habe mir noch etwas gefehlt. Vielleicht bin ich zu sehr verwöhnt von großen Happy Ends oder auch nicht so schönen Buchausgängen, die aber mit einem lauten Knall daher kommen.
Diese Geschichte hier endet ganz ruhig und für meine Begriffe unspektakulär. Generell würde ich sagen, dass das Buch spannend beginnt und zum Ende hin immer mehr Spannung verliert.
Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt es mir so auch mal ziemlich gut. Es ist realistisch.

Letztendlich gefällt mir das Buch ziemlich gut. Zorzi ist eine sehr interessante Figur und sicherlich gibt es das ein oder andere reale Vorbild für sie. Auch ansonsten finde ich das Buch aus psychologischer Sicht sehr ergiebig und vielleicht wäre das mal etwas für modernere Schullektüre. ;) Auf jeden Fall könnte man hier viel analysieren.

Das Cover finde ich wunderschön. Es ist nicht schlicht, aber auch nicht auffällig. Auf dem beigen Hintergrund wirken die leicht colorierten Blumen schön filigran und passen zu der Geschichte über eine weibliche Mörderin. Außerdem handelt es sich nach meinem bescheidenen Blumenwissen um Lilien und diese stehen bekanntlich für Jungfräulichkeit, Reinheit und Unschuld. Nicht zuletzt deswegen werden sie ja gerne bei Hochzeiten als Schmuck verwendet. Auf das Buch bezogen mag ich den Kontrast, denn Zorzi ist sicherlich weder Jungfrau, noch rein und schon gar nicht unschuldig.

Mit dem Titel konnte ich zu Beginn der Lektüre nicht viel anfangen, ich bin davon ausgegangen, dass Arborio eine Region in Italien ist oder so. Tatsächlich habe ich aber gelernt, dass es eine Reisart ist und im Nachhinein finde ich auch den Titel sehr gelungen und stimmig!

Ich freue mich auf jeden Fall über den Gewinn. :)