Derb, brutal, blutig, genial

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april1985 Avatar

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》Gleich werden die Prinzessinnen die Lichtung in Blut und Eingeweide tränken.《

(Zitat aus ‘Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis’, 1. Satz)

Darum geht’s:

Prinzessin Narvila wurde entführt – wieder einmal. Zum Glück sind die Prinzessinnen – eine Söldnertruppe aus 4 waschechten Prinzessinnen – schon auf dem Weg, um Narvila zu retten und zu ihrer Familie zurück zu bringen. Doch die Rechnung haben sie ohne Narvila gemacht, denn diese hat ihr Leben bei Hofe satt. Sie möchte nicht länger im goldenen Käfig sitzen und darauf warten, dass sie aus politischen Gründen verheiratet wird. Narvila schließt sich den Prinzessinnen an – übersteht sie die Probezeit, darf sie fortan bei den Söldnerinnen bleiben und die Königreiche vor Ogern, Drachen und anderen Monstern und Mistkerlen befreien.

Meine Meinung:

Kein Pomp, kein Chichi, keine rosa Zuckerwatte und keine Regenbogen-Einhörner. Christian Endres Fantasy-Auftakt ist rau, brutal, blutig und actiongeladen. Ich habe die Geschichte vom ersten Satz an gefeiert und wollte mehr. Man könnte sagen, ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt.

Aus Sicht von Narvila erleben wir brutale Schlachten und blutige Gemetzel. Es werden Schwerter geschwungen, es wird abgeschlachtet und Köpfe rollen. Aiby, Cinn, Decanra und Mef sind Söldnerinnen, die dafür bezahlt werden, die Welt vor Monstern und Diebesgesindel zu befreien. Ihr Spezialgebiet: Die Rettung entführter Prinzessinnen. So lernen sie auch Narvila kennen, die nicht länger die Marionette ihrer Eltern sein will. Die Prinzessinnen sagen zu, Narvila auszubilden. Besteht sie die Probezeit, darf sie bleiben. Und die Probezeit hat es wirklich in sich. In feinster Witcher-Manier erleben wir ein Abenteuer nach dem anderen. Ogern, Werwölfen, Fledermäusen und machthungrigen Okkultisten geht es an den Kragen. Bier und Wein fließen in rauen Mengen und süße Wirtshaustöchter und Schaustellersöhne werden vernascht.

Neben Narvila, deren Entwicklung ich großartig finde, lernt man durch Rückblenden in die Vergangenheit Aiby, Decanra, Cin und Mef kennen. Man erfährt woher sie ursprünglich kommen, wie sie zu Söldnerinnen wurden und schließlich zusammengefunden haben. Mir haben die Zeitsprünge bzw. Perpektivenwechsel unglaublich gut gefallen.

Absolut großartig ist auch das Worldbuilding. Wir befinden uns in einer mittelalterlichen Welt, die mich sehr an die Witcher-Romane erinnert hat. Durch die vielen Abenteuer, die man gemeinsam mit den Prinzessinnen erlebt, erfährt man viel von der Welt, den verschiedenen Königreichen, den Monstern und der Magie.

Christian Endres’ Schreibstil habe ich sehr gefeiert. Ich liebe die derbe Sprache, die spitzzüngigen Dialoge und auch den zweideutigen Humor.

Für mich ist das Buch ein großes Highlight, das ich Fans von Dark Fantasy und Grimdark absolut empfehle. Ich freue mich schon riesig auf Band 2, welcher mit dem Titel ‘Helden und andere Dämonen’ im November 2023 erscheint.

»Du hättest ihm mit der Sense das Gelege abrasieren können«, meint Cinn. »Oder sein Hirn aus dem Ohr zerren«, bringt Decanra ein. »Beim nächsten Mal«, verspricht Aiby. … »Ob Jungfrauen oder Riesenlümmel«, sagt Mef … »wir helfen bei jedem Problem.«

(Zitat aus ‚Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis‘, S. 43 ff.)

Fazit:

Rosa Zuckerwatte, Regenbögen und Einhörner sucht man in Christian Endres Fantasy-Auftakt vergebens. ‚Die Prinzessinnen‘ ist rau, actiongeladen, äußerst brutal, blutig und derb. Es wird gemetzelt und abgeschlachtet, Prinzessinnen werden aus goldenen Käfigen befreit und vor größenwahnsinnigen Fanatikern gerettet. Sicher nicht für Jedermann, aber ich habs absolut geliebt und gefeiert.

Große Leseempfehlung für Fans von Dark Fantasy!