Katie Kitamuras Bücher sind ein Ereignis: Ihre Sprache ist klar und präzise, beinahe unterkühlt, doch worum es wirklich geht, ist das Unausgesprochene, das Unbewusste, das Rätselhafte. Wie kaum eine andere Autorin dringt Kitamura in Untiefen der menschlichen Psyche vor, seziert zwischenmenschliche Beziehungen, zieht einem immer wieder den Boden unter den Füßen weg und lässt einen an der Wirklichkeit dessen zweifeln, was man gerade gelesen hat. Auch die Leseprobe von "Die Probe" vibriert förmlich vor Ambivalenz. Mehr noch als ihre Vorgänger "Intimitäten" und "Trennung" verspricht das Buch ein formales Experiment. Man will sofort weiterlesen, um zu erfahren, was passiert, auch wenn man bereits ahnt, dass es hier keine leichte Auflösung geben wird. Aber das ist egal: Denn wie Kitamura Fragen aufwirft und dem Leser Rätsel aufgibt, ist interessanter als die meisten Antworten, die man in anderen Romanen findet.