Auf der Flucht

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hybris Avatar

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Der Gefangene Nate McClusky tötet in Haft ein hohes Tier (‚Crazy Craig‘) einer rechten Gruppierung, die sich „Aryan Steel“ nennt. Er gilt bald als vogelfrei, seine Familie wird buchstäblich zum Abschuss freigegeben.
Als er das Gefängnis verlässt, muss er feststellen, dass die Mutter seines Kindes bereits ermordet worden ist, nicht jedoch die elfjährige Tochter Polly, die ihren Papa Nate noch nie gesehen hat. Also holt er Polly von der Schule ab und flüchtet mit ihr…

Der Titel der Roadnovel klingt etwas markig und er liess mich an alte Westernfilme denken.
Der Roman aber hat es in sich. Er ist perfekt komponiert, es geht Schlag auf Schlag, da ist kein Wort zu viel. Das Tempo der Erzählung illustriert geschickt die Flucht im Auto. Was an sich ja schon ein Topos in der amerikanischen Literatur ist. Kerouac, anyone? Ich muss sagen, dass „Die Rache der Polly McClusky“(der Titel ist ein klein wenig irreführend) meine Erwartungen sogar noch übertroffen hat, weil ich die story so spannend und die Figuren so interessant fand. Ich mag roadnovels, aber oft wurde ich enttäuscht. Nic Pizzolatto, der das Drehbuch für 16 Episoden der Fernsehserie „True Detective“ schrieb, publizierte ebenfalls eine Roadnovel. Ich muss dazu sagen, dass ich die erste Staffel der Thrillerserie bis auf die hanebüchene letzte Folge genial finde. Also habe ich mich sehr auf Pizzolattos „Galveston“ gefreut. Die Schreibe war aber so fad und die Figuren so blutleer, dass ich mit dem Roman nichts anfangen konnte oder eben keine 5 Sterne vergeben würde.

Jordan Harper greift für seinen Roman eigentlich auf altbekannte „Zutaten“ zurück: Coming-of – Age, Gefängnis, Vendetta, Blutrache, eine Flucht durch die USA, eine Vater- Kind – Reunion. Aber er mixt diese Zutaten zu einem mehr als überzeugenden Cocktail zusammen, der mich bestens unterhalten hat. Daher gibt’s von mir für „Die Rache der Polly McClusky“ fünf von insgesamt fünf möglichen Sternen.