Ein brutaler Rachefeldzug

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rebekka Avatar

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In einem Rache-Roman geht es üblicherweise darum, dass jemandem übel mitgespielt wird und er dafür seinem Peiniger auf perfide und ausgeklügelte Weise Schaden zufügt. Jordan Harper hat mit einer solchen „zahmen“ Vorgehensweise nichts am Hut. In seinem Buch geht es brutal blutig zu. Und wer wissen will, worin „Die Rache der der Polly McClusky“ besteht, muss bis zu den letzten Seiten aushalten und dann auch noch zwischen den Zeilen lesen können.

Als eine Bande amerikanischer Nazi-Gangster den Kleinkriminellen Nate und seine elfjährige Tochter Polly umbringen wollen, haben die beiden nur ein Ziel: Dass das Todesurteil gegen das Kind aufgehoben wird, koste es was es wolle. Dieses Ziel erreichen sie schließlich – aber der Weg dahin ist nichts für Zartbesaitete. Auf ihrer Flucht vor den Gangstern und Helfern der „Aryan Steel“ kommen sich Vater und Tochter immer näher und machen dabei eine erstaunliche Entwicklung durch. Der früher eher ichbezogene Nate beginnt das Mädchen bis zur Selbstaufgabe zu lieben, und die schüchterne Polly wird nach hartem Überlebenstraining zu einer selbstbewussten Kämpferin, der "die Mordlust aus den Augen" blitzt.

Jordan Harper schildert das in einem knappen, schnörkellosen Schreibstil, der aber trotz aller Direktheit viel Platz für Interpretationen lässt. Die Verwandlung des kleinen Mädchens, das seine Überforderung nur mit Hilfe eines Plüschbären in den Griff bekommt, in eine kaltblütige Killerin hat bei mir allerdings tiefe Trauer ausgelöst. Die hält auch noch lange nach der Lektüre dieses Buches an, denn der Schluss lässt keine Hoffnung zu, dass Polly irgendwann einmal wieder ein normales Leben führen kann. Lesenswert ist die Geschichte trotzdem.