Doppelleben

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theresia626 Avatar

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Die Leseprobe zu „Die Rache des Chamäleons“ von Ake Edwardson beginnt mit einem kursiv gedruckten Prolog. Dem Leser werden ungefiltert die Gedanken eines Unbekannten mitgeteilt, der mit einer Gruppe von Männern am Strand einer afrikanischen Küste wartet. Er ist an einer offensichtlich gefährlichen Mission beteiligt, die ihn vielleicht für immer verändern wird. Er denkt auch, er ist nicht der, der in wenigen Augenblicken das tun wird, was zu tun ist. Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Mit Verspätung nähert sich eine Yacht dem Strand, an dem die Männer warten. Kisten mit offenbar kostbarem Inhalt werden in ein Beiboot herabgelassen und von den Männern zum Ufer gebracht. Der Erzähler geht weg und wird ermahnt mitzuhelfen. Dann scheint es eine Explosion zu geben, und der Mann hört die Schreie der Männer. Einige Andeutungen legen die Vermutung nahe, dass Waffen geliefert werden. Der Feind kommt nicht von anderswo, er ist schon da.

Orts- und Szenenwechsel, Jahre später. Peter Mattéus lebt mit seiner Frau Rita, seiner alten Hündin Laika und seinen beiden Kindern Magdalena (6) und Isabella (2) in Stockholm. Es ist September, die letzten schönen Tage laden zum Baden mit der Familie ein. Doch Peter hat dafür keine Zeit. Die Werbeagentur, in der er arbeitet, will einen großen Auftrag an Land ziehen, und die Präsentation ist noch nicht fertig. Während einer Besprechung erhält er ein Päckchen, indem ganz aktuelle Schwarzweißfotos, aufgenommen mit einem Teleobjektiv, von seiner Familie und ein Schließfachschlüssel sind. Er kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem die Bilder gemacht wurden. „Es war in diesem Monat. … Er hätte darauf achten sollen. Er ist unaufmerksam geworden.“ (S. 20) Peter bekommt Angst und fährt umgehend zum Hauptbahnhof. Im Schließfach findet er ein Handy, das klingelt in dem Augenblick, in dem er das Fach öffnet. Der Anrufer schickt ihn zurück nach Hause, das Handy soll er mitnehmen. Währenddessen hat seine Frau Tickets für eine Reise erhalten, die sie in eine Stadt einladen, die er zu kennen scheint. Absender der Tickets ist die Werbeagentur, in der er arbeitet und ein Empfehlungskärtchen „Viel Spaß in der Sonne!“ (S. 27) liegt bei. Doch er hat keinen Auftrag von seiner Firma, ins Ausland zu reisen.

Hat ihn sein altes Leben eingeholt, das er in einem Safe hinter einem Bücherschrank vor Ewigkeiten begraben hat? Peter Mattéus ist nicht sein wirklicher Name, und er ist auch kein Schwede, er stammt aus Spanien. Nach dem Lesen der Leseprobe ahnt der Leser, dass sich der überaus seltsame Prolog auf die Vergangenheit des Protagonisten bezieht, und dass dieser einer terroristischen Organisation angehört haben muss.

Ich kenne noch keinen Thriller von Ake Edwardson. Was ich gelesen habe gefällt mir, und ich bin gespannt, welche Geheimnisse es in der Vergangenheit des Protagonisten gibt. Es könnte sich eine atmosphärisch dichte Story daraus entwickeln.