Get a(nother) life

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caillean79 Avatar

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Als ich gesehen habe, dass es (bald) ein neues Buch von Ake Edwardson gibt, war ich schon ein bisschen aufgeregt. Und das, obwohl ich die Teenagerjahre schon eine Weile hinter mir glaubte… Aber ich habe alle Romane seiner Krimi-Reihe um Kommissar Erik Winter gelesen und verbinde damit auch sehr persönliche Erinnerungen an einen besonderen Menschen. Deshalb habe ich mir ein Loch in den Bauch gefreut und der Leseprobe entgegengefiebert. Und ich war besonders gespannt, ob sich bei einer ganz neuen Geschichte mit neuen Charakteren der Schreibstil von Edwardson ändern würde oder ich sofort wieder eintauchen würde in seinen stellenweise etwas unkonventionellen und irgendwie "anderen" Stil.

Und siehe da - schon die erste Seite des Prologs sprach für sich. Ganz "mein" Ake :-) Edwardson beschreibt eine Szene am Meer, die Verwirrung, die Eile und die … spricht aus jeder Zeile. Fast ohne Punkt und ganz ohne Komma reiht er Gedanken aneinander, so wie sie sich im Kopf formen. Das ist schwer zu lesen und selbst für einen Individualisten wie Edwardson ungewöhnlich, aber irgendwie auch sehr persönlich.

Im weiteren Verlauf der LP - nach dem Prolog , im ersten "regulären" Kapitel - kehrt Edwardson zu seinem gewohnten Schreibstil zurück. Er schreibt klar und gut strukturiert und streut - wohl ein kleines Markenzeichen von ihm, aber mir ist das auch schon bei anderen schwedischen Autoren aufgefallen - gern mal englische Sätze oder Redewendungen ein. Aber prinzipiell ist die Sprache des Buches keine konventionelle Sprache für einen Thriller. Edwardsons Sätze lassen oft sehr viel Raum für Interpretation. Ich mag das an ihm, andere werden es störend finden, weil es nicht unbedingt den Eindruck einer straff erzählten Geschichte mit sich bringt.

Mit Peter treffe ich einen "Helden" der Geschichte, der mich sehr an Erik Winter erinnert. Gut gekleidet, der oberen Mittelschicht angehörig, mit einem etwas eigenen Musikgeschmack (okay, Peter hört Nick Cave statt John Coltrane, aber irgendwie passt es doch…). Ob die Ähnlichkeiten zu seiner Über-Figur Winter dem Roman gut tun oder nicht, wird sich zeigen. Schon allein deshalb würde es sich lohnen, das Buch ganz zu lesen.

Aber auch ohne den Vergleich zu seiner Krimi-Reihe macht die LP Lust auf mehr. Peters offenbar zwielichtige Vergangenheit, die im harten Kontrast zu dem dargestellten harmonischen Familienleben steht, ist Zündstoff für den Roman. Und es kommt, wie es kommen musste - die Vergangenheit holt Peter ein und seine Welt gerät innerhalb eines Tages aus den Fugen. Die Angst um seine Familie beginnt zum Mittelpunkt seines Lebens zu werden. Ich freue mich jetzt schon darauf, zu erfahren wie es weitergeht und ob es Peter gelingt, sein altes Leben abzuschütteln und sein neues (sowie das seiner Familie) zu bewahren.
Ich MUSS dieses Buch lesen! :-)