Nichts ist mehr, wie es einmal war…

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smartie11 Avatar

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Die Leseprobe zum Thriller „Die Rache des Chamäleons“ beginnt mit einem dreiseitigen Prolog, äußerst wirr und mit sparsamer bis fehlender Interpunktion, was mir das Lesen und Verstehen erschwert hat. Fetzen wie „Der Feind war schon hier.“, „eine kostbare Fracht kostbarer als das Leben“ und „Er hört die Geräusche über dem Strand explodieren“ lassen mich erahnen, dass hier etwas wichtiges, verbotenes, geheimes passiert. Gleichzeitig deuten sie auf einen äußerst nervösen, vielleicht schon nahezu irrsinnigen Gemütszustand hin…

Danach erfolgt ein Sprung ins beschauliche Schweden, in das Haus von Peter Mattéus, der dort mit seiner Frau Rita und seinen beiden Töchtern Magdalena (6) und Isabella (2) lebt. Vom ersten Satz an spüre ich die Beklemmung, dass etwas nicht stimmt. Dieses Gefühl verdichtet sich immer mehr, um letztendlich in Gewissheit umzuschlagen, als Peter Mattéus im Büro einen mysteriösen Umschlag eines anonymen Absenders öffnet, in dem er Fotografien seiner Familie und einen Schlüssel zu einem Schließfach am Bahnhof findet. In höchster Alarmbereitschaft begibt sich Mattéus sofort zum Bahnhof und öffnet das Schließfach, das gähnend leer ist. Außer einem Handy, das unvermittelt anfängt zu klingeln. Die Anrufer, die sich daran melden, fordern ihn auf, direkt nach Hause zu seiner Familie zu fahren.

Es ist ein spannungsgeladener Auftakt, den mir die Leseprobe beschert. Ich spüre die innere Unruhe des Protagonisten, obgleich ich mir nach dem Lesen der Kurzbeschreibung gar nicht sicher sein kann, ob Peter Mattéus wirklich der Protagonist ist. Vielleicht schwenkt die Perspektive ja auch auf Rita um, die ihrem Mann Peter zu Anfang sicherlich genauso ratlos gegenüber stehen muss wie ich als Leser. Die Andeutung eines dunklen Geheimnisses, einer düsteren Vergangenheit schimmert schon in der kurzen Leseprobe immer wieder durch. Mal sind es die „neuen Augen“, in die Peter im Spiegel blickt, dann ist es wieder der Wandsafe mit dem rätselhaften Inhalt, den man aus vielen Agentenfilmen zu kennen scheint. Dass alles etwas mit einer terroristischen Vergangenheit zu tun hat, verrät mir die Kurzbeschreibung…

Alles in allem scheint der frühe Aufbau des Spannungsbogens ein festes Versprechen für einen fesselnden Thriller zu sein. Meine Aufmerksamkeit als Leser hat die Geschichte von der ersten Seite an. Darüber hinaus sorgt Edwardsons blumiger und in Teilen detailverliebter Schreibstil dafür, dass neben meiner Fantasie fast alle meine Sinne angesprochen werden. Ich schmecke förmlich die salzige Luft im Prolog oder rieche den floralen Duft von Mattéus´ Garten, auch habe ich sofort die melancholischen Songs von Nick Cave im Ohr, als Mattéus sich durch den Berufsverkehr quält.

Ein äußerst vielversprechender Anfang, der es mich kaum erwarten lässt, weiterzulesen. „Die Rache des Chamäleons“ könnte ein Buch sein, dass man vor dem Einschlafen zur Hand nimmt und erst nach der letzten Seite am frühen Morgen wieder zur Seite legt…