Risse in der Idylle

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
fireblade Avatar

Von

Ich habe schon einige Bücher von Ake Edwardson gelesen und war deshalb gespannt auf sein neuestes Werk.
Zugegeben - der Prolog hat mich im ersten Moment abgeschreckt. Unstrukturierte Sätze, die ich manchmal zweimal lesen musste, um zu vestehen, wo der eine Gedankengang aufhört und der andere anfängt. Erst wollte ich nicht weiterlesen, habe mich aber doch durchgebissen - zum Glück!

Peters Leben scheint die perfekte Idylle zu sein: er ist beruflich erfolgreich, hat eine Frau und zwei niedliche Töchter, ein eigenes Haus und einen Hund, und der letzte Tag im August verspricht ein schöner Sommertag zu werden. Alles könnte so schön sein - wäre da nicht der unauffällige Umschlag ohne Absender, der für ihn in seiner Agentur abgegeben wurde. Peter öffnet ihn und findet darin Fotos von sich, seiner Frau und seinen Töchtern, aufgenommen vor wenigen Tagen vor seinem Haus. Und dazu den Schlüssel für ein Schließfach am Bahnhof.
Das Schließfach ist leer bis auf ein Handy, das zu klingeln beginnt, kaum dass er das Schließfach geöffnet hat. Die Stimmen am anderen Ende behaupten, ihn zu kennen, doch Peter verneint. Als er nachhause kommt, hält seine Frau Tickets für eine Reise in der Hand, die augenscheinlich er selbst gebucht hat, doch Peter weiß von nichts. Als seine Frau und seine Kinder das Haus verlassen haben, öffnet er ein Geheimfach. Darin befinden sich Dinge aus seiner Vergangenheit, die ihn nun eingeholt hat.

Entgegen meiner ersten Erwartungen hat mich die Leseprobe sofort in ihren Bann gezogen. In meinen Augen stellt Ake Edwardson hier wieder einmal unter Beweis, dass er ein Meister der knappen, manchmal fast schon kargen und spröden Sätze ist, die dennoch mehr über die Figuren und das, was in ihnen vorgeht, verraten als manch andere Autoren in doppelt so langen Sätzen. Edwardson brauch nur wenige Wörter, um Peter und das, was er denkt, zu charakterisieren, aber dennoch bekommt man als Leser eine sehr genaue Vorstellung.
Ohne dass Edwardson es einmal konkret anspricht, spürt man als Leser Stück für Stück, dass Peters jetziges Leben nur eine Fassade ist, eine scheinbare Idylle, die mehr und mehr Risse bekommt und ich würde liebend gern erfahren, was hinter dieser Fassade zum Vorschein kommt und welche Geheimnisse Peter für sich behalten wollte.