Atemlose Spannung - ein "first-class-Thriller"

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ilonar. Avatar

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Soviel intelligente Spannung gepaart mit einem Thema, über das wir eigentlich nicht viel mehr wissen als ein paar Schlagzeilen in irgendwelchen Nachrichten, war schon lang nicht mehr!

Peter Mattéus ist angekommen, in seinem Leben, in seiner Familie, in seinem Beruf. Mattéus ist erfolgreich in Stockholm in der Werbebranche tätig, führt eine glückliche Ehe mit Rita und liebt seine beiden kleinen Töchter Isa und Magda.
An diesem Morgen platzt ein Bote in eine Sitzung in der Agentur und überbringt eine eilige Briefsendung für Peter. Als dieser den Umschlag schließlich öffnet, scheint die Erde plötzlich stillzustehen. Er zieht verschiedene sehr aktuelle Fotos seiner Familie aus dem Kuvert – und dazu noch den Schlüssel für ein Schließfach. Als Peter das Schließfach öffnet, liegt darin nur ein Handy, das im gleichen Moment zu läuten beginnt. Er hört die Stimme am anderen Ende und weiß, die Vergangenheit hat ihn eingeholt. Nichts wird bleiben wie es ist und der nächste Schock erwartet ihn dann auch unmittelbar danach bei seiner Rückkehr in die Familie.
Rita hat ebenfalls einen geheimnisvollen Brief bekommen, darin liegen zwei Flugtickets nach Spanien, nur für sie beide – ohne Kinder.
Peter will diese Reise auf keinen Fall antreten, noch weniger will er Rita gegenüber offenbaren, was wirklich hinter diesem „Urlaub“, wie sie vermutet, verborgen liegt. Er will nichts anderes als fliehen und doch bleibt ihm nur, sich seiner Vergangenheit und seiner vermeintlichen Schuld zu stellen.
Auf nur gut 250 Seiten lässt der Autor uns gemeinsam mit Rita und Peter zurückreisen in eine Zeit, die Peter in Andalusien verbracht und dort Kontakt zu Terroristen und/ oder der organisierten Kriminalität hatte. Edwardson gelingt es durch stilistische Mittel, eine Spannung zu erzeugen, die einen als Leser beinah atemlos werden lässt. Die Kapitel oder einzelne Kapitelabschnitte sind stellenweise sehr kurz gehalten; manchmal sind sie nur eine halbe bis ganze Seite lang und jeder dieser Abschnitte endet sehr offen. Fast möchte man sich über den Autoren ärgern, weil er einen immer wieder mit der Frage „ und wie geht es jetzt weiter?“ zurücklässt und die Szene vollständig wechselt. So wie es oft auch in guten Drehbüchern oder in guten Filmen der Fall ist.

Wer gehört zu den Guten, wer zu den Bösen? Das scheint beim Lesen etwa auf der Hälfte des Romans relativ klar zu sein. Aber auch hier erweist sich Edwardson als ein Meister des Erzählens und so wundert man sich dann gar nicht mehr, dass sich nach einigen spannenden Auseinandersetzungen auf den letzten Seiten das Blatt noch einmal vollständig wendet.

Henning Mankell hat seinen Kollegen Åke Edwardson als einen „begnadeten Erzähler“ bezeichnet. Dem ist nichts hinzufügen, schon gar nicht möchte ich dieser Aussage widersprechen. „Die Rache des Chamäleons“ ist ein toller Roman und war für mich ein herausragendes Leseerlebnis im großen Meer der Spannungsliteratur.