Der Klappentext verspricht zuviel...

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caillean79 Avatar

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Ich war sehr gespannt auf den „Neuen“ von Ake Edwardson, weil ich alle seine Erik-Winter-Krimis gelesen habe. Und genau das ist wahrscheinlich das Problem – von seinen „Alt-Fans“ wird er immer an dieser Krimi-Reihe gemessen werden. Zumindest mit diesem Thriller konnte er den Vergleich leider nicht zu seinen Gunsten entscheiden.

Das, was ihn in seinen Kriminalromanen so außergewöhnlich und einprägsam gemacht hat, nämlich die ungewöhnliche Sprache und die „Zwischentöne“, die dem Leser viel Freiraum zur Interpretation lassen, werden ihm hier aus meiner Sicht zum Verhängnis. Es gibt Szenen, die aus einer bestimmten Perspektive geschrieben sind, aber Herr Edwardson verrät nicht, aus wessen Perspektive. Was bei Winter, einem mit jedem Buch gewachsenen Charakter, recht gut funktioniert, führt hier nur zur Verwirrung des Lesers (finde zumindest ich).

Die Handlung selbst ist leider bei weitem nicht so spektakulär, wie sie im Klappentext anmutet. Tatsächlich war ich nach dem Lesen der ersten ca. 30 Seiten sehr gespannt, was denn nun das große Geheimnis von Peter, der Hauptfigur, ist. Man wird ein wenig auf die Fährte geführt, dass er wohl vor Jahren ein anderes Leben als Terrorist in Spanien geführt haben muss. Am Ende stellt es sich eher so dar, dass er irgendwie in eine größere kriminelle Sache „reingerutscht“ ist und im Herzen schon immer (und immer noch) die gute Seele ist, die lediglich ein paar falsche Abzweigungen im Leben genommen hat.

Auch mit der Rolle von Rita (Peters Frau), die nichts ahnend von seiner Vergangenheit in die Geschichte hineingezogen wird, wurde ich nicht so richtig warm. Einerseits schien sie mit kriminellen Machenschaften noch nie etwas zu tun gehabt haben, andererseits nimmt sie es verhältnismäßig gleichmütig auf, als sie von seiner Vergangenheit erfährt. Und agiert, wie man später erfährt, recht tough in diesem für sie neuen Milieu. Ich weiß auch nicht – so recht glaubwürdig erschien mir das Ganze nicht.

Ich kann einerseits Edwardsons Wunsch verstehen, nach 10 Winter-Krimis etwas ganz anderes zu machen. Nachdem ich nun das Ergebnis gelesen habe, fällt mir allerdings leider – auch wenn ich Edwardson als Autor wirklich sehr schätze - nur ein Spruch ein: Schuster, bleib bei deinen Leisten.