Ein nachhaltiger Thriller, der unter die Haut geht

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Wir bekommen Einblick in eine heile Welt. Peter Mattéus, seine Frau Rita und die beiden Töchter leben in gehobenen Verhältnissen friedlich in Stockhom. Der Frieden währt nicht lange, denn Peter wird mit einer Vergangenheit konfrontiert, die er lieber vergessen hätte.
Er, vor 20 Jahren an der spanischen Küste mit baskischen Befreiungskämpfern.
Es gab einen Hinterhalt, ein Mann starb. Peter hatte Fluchthelfer, die ihn zu einer neuen Identität verholfen haben. Peter ist des Verrats bezichtigt und soll seine Schuld begleichen. Dafür wird er erpresst. Seine Familie wird involviert. Nach weiteren Lügen seiner Frau gegenüber, beichtet er ihr seine Mithilfe an dem damaligen Geschehen. Die Ereignissse spitzen sich zu. Peter soll eine Tat begehen als Vergeltung, die sein Leben grundlegend verändern wird. Wem soll er vertrauen? Sind die Freunde vor 20 Jahren noch diejenigen, denen er glauben kann? Wieso wird jetzt nach so langer Zeit Kontakt zu ihm aufgenommen? Wer kennt seinen neuen Namen? Das Schicksal erzwingt Peters Handeln.

Nur mit einer Handvoll Protagonisten schafft es Ake Edwardson, einen hochgradig spannenden und psychologischen Thriller zu entwickeln. Stilsicher jongliert er zwischen Vergangenheits- und Gegenwartsperspektive. Die sich steigernde bedrohliche Atmosphäre läßt den Leser erschauern und zieht ihn geschickt mitten hinein in ein Geschehen, bei dem er selbst aufgefordert ist, Ungereimtheiten der damaligen Ereignisse aufklären zu wollen. Es gibt jedoch keine Eindeutigkeiten. Der Protagonist ist kein Held. Nach und nach puzzeln sich die Teile zusammen, zumeist im Dialog aus Sicht Anderer. Fragen tauchen auf, Freundschaften werden infrage gestellt. Wer sich einen Helden sucht, ist schlecht bedient. Helden oder besser Heldinnen, werden zum Schluss die unfreiwilig involvierten Frauen, die die Übersicht behielten. Heldenhaft im Sinne des Abwerfens der eigenen Maske hin zum Leben, ist Peter, der durch Schmerz und Angst über eine innere Wandlung zu einer richtigen Entscheidung geführt wird. Jeder der Protagonisten wählt zu guter Letzt einen eigenen Weg zurück ins Leben, unabhängig voneinander, befreit von den zurückliegenden Ereignissen, doch von diesen geprägt. Der Titel „Die Rache des Chamäleons" erschließt sich uns auch erst zum Schluss.

Die Frage, die Ake Edwardson in den Raum stellt, ist die, inwieweit die Vergangenheit maßgeblich den Seelenfrieden der Zukunft bestimmt und wie es zu einer Versöhnung mit dem eigenen Schicksal kommen kann. Peter, soweit sei verraten, schafft es durch eine kluge List mit Hilfe von wahren Freunden, die Puzzleteilchen anders zusammenzusetzen als geplant - und so ergeben sie ein Bild, diesmal ein Bild der Befreiung. Bei einer seit 20 Jahren veränderten Gegenwart und somit geänderten Bedingungen ein Meisterstück.

Ake Edwardson ist ein nachhaltiger Thriller gelungen, der unter die Haut geht.