Ein nicht einfacher, untypischer „Schwedenkrimi“

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smartie11 Avatar

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Zum Inhalt (nur über die ersten 24 Seiten, um nicht zu viel zu verraten):
Der Thriller „Die Rache des Chamäleons“ von Åke Edwardson beginnt mit einem dreiseitigen Prolog, äußerst wirr und mit sparsamer bis fehlender Interpunktion, was mir das Lesen und Verstehen erschwert hat. Fetzen wie „Der Feind war schon hier“, „eine kostbare Fracht kostbarer als das Leben“ und „Er hört die Geräusche über dem Strand explodieren“ lassen mich erahnen, dass hier etwas Wichtiges, verbotenes, geheimes passiert. Gleichzeitig deuten sie auf einen äußerst nervösen, vielleicht schon nahezu irrsinnigen Gemütszustand hin…
Danach erfolgt ein Sprung ins beschauliche Schweden, in das Haus von Peter Mattéus, der dort mit seiner Frau Rita und seinen beiden kleinen Töchtern Magdalena und Isabella lebt. Vom ersten Satz an spüre ich die Beklemmung, dass etwas nicht stimmt. Dieses Gefühl verdichtet sich immer mehr, um letztendlich in Gewissheit umzuschlagen, als Peter Mattéus im Büro einen mysteriösen Umschlag eines anonymen Absenders öffnet, in dem er Fotografien seiner Familie und einen Schlüssel zu einem Schließfach am Bahnhof findet. In höchster Alarmbereitschaft begibt sich Mattéus sofort dorthin und öffnet das Schließfach, das gähnend leer ist. Außer einem Handy, das unvermittelt anfängt zu klingeln. Peter wird gezwungen, sich seiner dunklen Vergangenheit in Spanien stellen.

Meine Meinung:
Es ist ein spannungsgeladener Auftakt, mit dem der Thriller startet. Ich spüre die innere Unruhe des Protagonisten. Die Andeutung eines dunklen Geheimnisses, einer düsteren Vergangenheit schimmert schon von Anfang an immer wieder durch. Doch nach dem temporeichen Start verliert die Story an Fahrt. Viele, schnelle Wechsel der Perspektive und der Zeit machen es dennoch manchmal schwer, der zeitweise eher langsam voranschreitenden Handlung zu folgen. Auch die verstärkte Nutzung von Personalpronomen statt der Namen erschwert das Lesen mitunter. Dafür vermittelt dieser Schreibstil umso mehr die albtraumhaften, ja fast schon tranceartigen Erlebnisse von Peter und Rita in Spanien.
Im letzten Fünftel nimmt die Handlung wieder deutlich an Fahrt auf. Teilweise scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen, um in einem überraschenden Finale zu enden, dass mich doch ein wenig ratlos zurück lässt. Zumindest kann ich jetzt erahnen, wer das Chamäleon sein soll.

Fazit
„Die Rache des Chamäleons“ ist ein - nicht einfach zu lesender - Thriller, den man am Besten vom Anfang bis zum Ende in einem Rutsch durchliest (was bei rund 250 Seiten auch geht), da es durch den Schreibstil mitunter schwer wird, nach einer etwas längeren Pause sofort wieder in das Geschehen hineinzufinden, insbesondere im zeitweise etwas langatmigen Mittelteil. Vielleicht empfiehlt es sich auch, das Buch ein zweites Mal zu lesen (was ich aus Zeitgründen noch nicht geschafft habe), da man der Entwicklung der Geschichte und der Charaktere dann besser folgen kann.