Kein typischer Thriller

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fireblade Avatar

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Wer einen typischen Thriller mit Guten und Bösen, mit Spurensuche und Ermittlungen, mit Polizisten auf der Jagd nach dem Täter erwartet, wird in diesem Buch nicht fündig werden. Auch hier wird zwar ein Mann gejagt, doch nicht von der Polizei sondern von den Geistern seiner Vergangenheit, die von einem Tag auf den anderen in seine neue heile Welt eindringen und sie Stück für Stück niederreißen.

Peter Matéus lebt mit seiner Frau, seinen beiden Töchter und dem Familienhund in einer Vorstadtidylle. Er hat eine gut bezahlte Arbeit, ein schönes Haus und fühlt sich wohl - bis zu dem Tag, an dem er einen Briefumschlag mit Fotos von seiner Familie und den Schlüssel für ein Schließfach im Hauptbahnhof erhält. Im Schließfach wartet ein Handy auf ihn, das in dem Moment zu klingeln beginnt, als er das Fach öffnet. In diesem Augenblick holt die Vergangenheit ihn ein und er hat keine Chance mehr, sich noch länger vor ihr zu verstecken. Er wird gezwungen, zusammen mit seiner vollkommen ahnungslosen Frau nach Spanien zu fliegen, wo seine ehemaligen Kumpanen auf ihn warten. Langsam wird klar, dass Peter in terroristische Aktionen verstrickt war und diese nicht so gelaufen sind, wie seine Kameraden es gedacht hatten.
Je mehr lose Enden sich zusammenfügen, desto mehr löst Peters Leben sich auf. Wem kann er trauen? Wer ist auf seiner Seite? Ist überhaupt jemand auf seiner Seite? Wird er sein idyllisches Leben zurückgewinnen oder hatte er von Anfang an überhaupt keine Chance?

Ake Edwardson versteht es meisterhaft, Peters Gefühlswelt, seine innere Zerrissenheit und das Zerbröckeln der Fassade seines Lebens in den kargen, spröden und manchmal sperrigen Sätzen einzufangen. Oftmals scheinen sie zusammenhanglos zu sein, springen von einem Punkt zu einem völlig anderen und spiegeln damit genau das wider, was in Peters Kopf vorgeht. Es ist deshalb nicht immer leicht, dem Text zu folgen, aber auch wenn mich das Ende etwas ratlos zurückgelassen hat, so war es doch auf seine Art ein beeindruckendes Buch, auf das man sich allerdings meiner Meinung nach einlassen muss.
Es ist - wie gesagt - weniger Thriller im herkömmlichen Sinn sondern mehr die Darstellung der Demontage eines Lebens, das von Anfang an auf Lügen und Verrat aufgebaut war.