Schweden am Strand

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Nachdem „Der letzte Winter“ der letzte Fall für Kommissar Winter war, wendet sich Ake Edwardsson nun neuen literarischen Ufern zu. Mit „Die Rache des Chamäleons“ verharrt der schwedische Bestsellerautor zwar im Genre des Kriminalromans, allerdings findet er nun einen ganz anderen Sound, um die mit etwa 250 Seiten relativ kurze Geschichte zu erzählen.
Die Handlung ist hierbei auch rasch zusammengefasst: Der erfolgreiche Werber Peter Matteus erhält eines Tages Fotos von seiner Familie zugespielt und wird so von einem nebulösen Gegner mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Dass diese alles andere als ruhig und schön war, muss auch Peters Frau Rita schnell erkennen, als sich der unsichtbare Gegner Peter und seiner Frau bei einem Urlaub an der spanischen Küste offenbart.
Rätselhaft flirrend, oszillierend zwischen konkreten Informationen und verschwommenen Ahnung manövriert Edwardsson seine Protagonisten und Leser durch „Die Rache des Chamäleons“. Mir drängte sich bei der Leküre des Werks stark die Assoziation zu einer Fata Morgana auf, die ähnlich wie in der baskischen Hitze, die Peter und seine Frau erfahren, immer mal wieder unscharfe Details preisgibt, die Wahrheit aber erst am Ende offenbart.
Ahnungen von den Terrortaten der ETA und von den Verwicklungen des schwedischen Werbers in diese Angelegenheit durchziehen das Buch wie ein flüchtiger Duft, der sich doch nie so richtig konkret fassen lässt. So besteht der Reiz dieses Buches in meinen Augen nicht in seiner tatsächlichen Story, die für mein Empfinden reichlich dünn ausfällt, sondern eher im kunstvoll pointillistisch dahingetupften Aufbau des Romans.
Edwardsson destilliert das Gefühl der vertrauten Fremde in einem anderen Land im Sommerurlaub perfekt und kontrastiert es mit dem vergangenen und gegenwärtigen baskischen Terror und der düsteren Vergangenheit von Peter Matteus. Kunstvoll verwischt ist „Die Rache des Chamäleons“ in meinen Augen zwar eher ein schwacher Kriminalroman, dafür aber eine starke Charakterstudie eines Mannes in einem altvertrauten und dennoch unbekannten Umfeld. Wer einen Krimi mit weniger Spannungselementen und mehr literarischen Arabesken sucht, der lese dieses Buch.