Leider zu sehr konstruierte Todesfälle

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marcus kischel Avatar

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Seishi Yokomizos "Die rätselhaften Honjin-Morde" liegen, 76 Jahre nach ihren Erscheinen im japanischen Original, nun auch in deutscher Übersetzung vor.
Diese Zeit merkt man den Text an, er wirkt in Teilen doch veraltet. Was nicht schlecht sein muss; Insbesondere die ersten Kapitel, in denen Seishi Yokomizo einen Ich-Erzähler und „bekannten Krimiautor“ einführt, der aus neun Jahren Abstand und unter dem Narrativ es handle sich um ein wahres Verbrechen, von den Honjin Morden berichtet, sind - auch für Leser*innen des 21 Jahrhunderts - großartig und sehr amüsant zu lesen.
Leider kann die eigentliche Handlung nicht mit dieser Großartigkeit mithalten. Die namensgebenden „Todesfälle“ ereignen sich im Jahre 1937 auf dem ländlichen Anwesen der lokalen Großgrundbesitzer, in der Nacht nach der Hochzeit des designierten Erben des Hofes. Ein klassischer Krimiplot also, mit einen genau eingegrenzten Personenkreis, an einem genau eingegrenzten Ort – oder, wie sowohl Seishi Yokomizos alter Ego, als auch mehrere Protagonisten der eigentlichen Handlung mehrfach betonen: Eine „locked room murder mystery“.
Diese und weitere Verweise auf die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bekannte Krimiliteratur sind im ersten Moment unterhaltsam, werden aber im Weiteren aber etwas überstrapaziert.
Genretypisch werden die Geschehnisse von einem ebenso typisch überzeichneten Privatdetektiv – Kosuke Kindaichi, der in diesem Buch erstmalig eingeführt wurde und der der zentrale Protagonist Seishi Yokomizos war – detailliert aufgeklärt.
Leider sind diese Geschehnisse, bzw. die Motivation der Protagonisten diese durchzuführen für mich nicht zwingend. Dies mag meiner räumlichen, kulturellen wie auch zeitlich Distanz zur Handlung geschuldet sein. Aber sowohl das Motiv, wie auch die Durchführung und die anschließende Verschleierung des Verbrechens sind mir zu konstruiert.