Ganz anders als erwartet

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rebekka Avatar

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Fast hätte ich diese Leseprobe gar nicht gelesen - und das wäre ein großer Fehler gewesen! Ursache meiner Ablehnung ist das Titelbild, das eine ganz andere Geschichte vortäuscht, als tatsächlich erzählt wird. Hatte ich schon befürchtet, dass es sich um einen der üblichen, austauschbaren Gesellschaftsromane aus dem 19. Jahrhundert handelt, so überrascht Tracy Rees ihre Leserinnen vielmehr mit einer spannenden Schnitzeljagd, die eine junge Frau quer durch ganz England - und vielleicht, wer weiß, auch noch in fremde Länder führt.
Den Einstieg erledigt die Autorin schnell und ohne sich lange mit Geplänkel aufzuhalten: Ein achtjähriges Mädchen der besten Gesellschaft findet ein ausgesetztes Baby, nimmt es mit nach Hause und setzt gegen den Willen der Eltern durch, dass dieses Findelkind bleiben darf. Nach dem Tod der jungen Lady, über den wir sicher im Laufe des Buches noch mehr erfahren, schickt sie ihren Schützling mittels vorab geschriebener Briefe auf eine lange Suche nach - ja, wonach eigentlich? Wie es nach der kurzen Leseprobe aussieht, geht es um eine "Schatzsuche", um eine Geschichte, die sich erst nach und nach enthüllt.
Tracy Rees kann hervorragend mit der Sprache umgehen, weiß, wie man Spannung aufbaut und Interesse weckt. Sie kommt sofort zur Sache und quält ihre Leserinnen nicht mit überflüssigen Erklärungen.
Ich würde dieses Buch gern weiterlesen!

P.S. Nach nochmaliger Lektüre der Leserprobe fiel mir etwas auf, was ich beim ersten Mal nur am Rande wahrgenommen hatte. Es steht gleich auf der zweiten Seite:

"Vergangene Woche hatte sie ihre Mutter fünf Tage lang nicht gesehen. Der metallische Geruch von Blut und die Schreie, die aus ihrer Schlafkammer drangen, waren jetzt nur noch Erinnerung und ihre Mutter weilte wieder inmitten der Familie"

Die Mutter wird doch wohl nicht ein unerwünschtes (weil von einem anderen Mann gezeugtes) Kind bekommen und im Schnee abgelegt haben???? So dass Aurelia und Amy Schwestern sind? Der Haß des Vaters auf Amy und seine Verwünschung "Du solltest tot sein, nicht sie!" fände damit eine logische Erklärung.