Die seltsame verwackelte Beschaffenheit eines Traums

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buecherfan.wit Avatar

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In “Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek”, dem zweiten Roman von David Whitehouse, ist die alleinerziehende Valerie Reed, genannt Val, in einem zur Tarnung weiß gestrichenen, gestohlenen Bücherbus zusammen mit ihrer Tochter Rosa, 13 und dem Nachbarsjungen Bobby Nusku, 12 unterwegs.

Das erste Kapitel des Romans ist mit “Ende” überschreiben. Die Fahrt im gestohlenen Bus mit den beiden Kindern scheint kein gutes Ende zu nehmen. (“Schwarzer Rauch färbte den Himmel.“ S. 17) . Dabei hatte sich Bobby so sehr einen glücklichen Ausgang gewünscht. Inspektor Jimmy Samas und seine Leute haben den Bus umstellt und wollen die Entführung beenden.

Im folgenden Kapitel erfährt der Leser einiges über die Lebensumstände von Bobby. Nusku. Er lebt mit seinem brutalen Vater und dessen neuer Freundin zusammen. In seiner unendlichen Einsamkeit sammelt und archiviert er Spuren seiner verschwundenen (toten?) Mutter. In der Schule wird er täglich gemobbt und verprügelt. In Sunny findet er einen ebenso einsamen Freund, der sich in einen Cyborg verwandeln will, um Bobby zu beschützen.

Die Geschichte liest sich wie ein Abenteuerbuch für Kinder und junge Erwachsene mit märchenhaften Zügen und einigen Klischees wie den zerrütteten Familien und der Flucht aus der unerträglichen Realität. Sie finden Trost bei den Büchern. Einiges an der Erzählung wirkt sehr unkonventionell und wenig plausibel . Bobby und die circa 40jährige Val lieben sich, und der gestohlene Bus wird offenbar wochenlang nicht entdeckt. Auch Inspektor Jimmy Samas empfindet den Moment am Ende der Entführung als surreal und nicht zum wirklichen Leben gehörig (S. 17).

Whitehouse scheint einen ausgefallenen Roman mit unvorhersehbaren Wendungen geschrieben zu haben, in dem der Plot nicht unbedingt den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit gehorcht. Ich bin gespannt, ob sich die Lektüre lohnt.