Die Reise der Träume

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murksy Avatar

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Das Buch beginnt mir dem Ende, das ein wenig an Thelma und Louis erinnert. Ein Road Trip endet am Abgrund, buchstäblich. Von der Polizei gestellt, scheint es für die Menschen in dem merkwürdigen Fahrzeug kein Entkommen mehr zu geben. Ein Entführung scheint tragisch zu enden. In letzer Minute läßt die Frau die Kinder gehen. Der flüchtige Mann ist wohl noch in dem Truck. Doch zu weiteren Verhandlungen kommt es nicht, der Lastwagen stürzt in die Schlucht. Sehr dramatisch beginnt das Buch über eine merkwürdige Flucht. Der Leser wird mit diesem Schock erst einmal in die Geschichte eingeführt und lernt dann nach und nach die Hintergründe der Fahrt und natürlich die merkwürdige Gruppe kennen. Zunächst trifft man Bobby, den Jungen, der in seiner Traumwelt mit Gewaltfantasien lebt. Die Mutter ist weg, der vater hat sich eine jüngere Freundin zugelegt. Cindy, eine mobile Friseurin, kann das Kind nicht leiden. Bobby sammelt die abgeschnittenen Haare, pakt sie in Gläser. Ein Tick des Jungen, der nicht zurecht kommt, mit dieser Welt. In der Schule auch ein verlierer, gehänselt, gedemütigt, träumt er von einem freund, der in verteidigt. Ein Cyborg, ein Roboter müsste es sein. Dieser Roboter soll Sunny sein. Die Jungen planen, Sunny zu einem Cyborg zu machen. Der Plan ist abslut abstrus. Durch Knochenbrüche soll Sunny immer mehr Metallteile in seinen Körper bekommen, um zu einem Roboter zu werden. Der Plan wird leider auch umgesetzt. Bobby bricht Sunny das Bein und der bekommt eine Metallstange ins Bein. Das Unglück ist nicht mehr aufzuhalten. Bei einer weiteren "Phase" stürzt Sunny von einem Gerüst und zerschmettert sich den Kopf. Er überlebt wie ein Wunder und verschwindet aus Bobbys Welt. Der Leser begleitet Bobby durch seine Hirngespinste. Und gemeinsam treffen sie auf ein Mädchen. Rosa Reed. Ein genauso verträumtes Mädchen mit dem Hobby Namen zu sammeln. Auch hier spielt das Schicksal den Beiden mit. Die Bande, die Bobby imme quält, trifft auf Rosa. Bobby versteckt sich feige, als die Jungs Rosa quälen. Kinder können grausam sein. So begegnet Bobby dann der Frau, Rosas Mutter. Val Reed fährt den Bücherbus, eine mobile Bibliothek. da allerdings gespart werden muss, wird das Projekt beendet. Bobby verbringt viel Zeit mit seinen neuen Freunden. Doch Bruce, sein Vater holt ihn zurück und bestraft ihn. Die Qual scheint kein Ende zu nehmen. Bobby stellt sich irgendwann seinem Vater entgegen und verläßt das Haus. Val will helfen und sieht nur eine Lösung. Eine Reise. Und gemeinsam brechen sie dann irgendwann auf, die Frau, zwei Kinder und Bert, der Hund. Unterwegs, bei einer Pause treffen sie auf Joe. Der und Val finden Gefallen aneinander.Joe erzählt, das er beim Militär war und ein unbewohntes Anwesen in Schottland kennt, das sie bewohnen könnten. Dass Joe ein Gauner ist, wird ihnen zunächst nicht klar. Das Abenteuer kann beginnen. Nach einer aufregenden Fahrt kommen sie bei dem Haus an, doch es ist nicht unbewohnt. Ein alter Mann lebt da, der sich als Vater von Joe entpuppt. Die dramatische Flucht geht weiter, wird von den Behörden als Entführung gedeutet und die Situation für die kleine Gemeinschaft scheint immer auswegsloser zu werden. Das Ende, das erste Kapitel naht...

Ein vielschichtiger, poetischer, fantasievoller und vor Kraft strotzender Roman. Was sich zunächst nach einer lustigen Geschichte anhört (nur dem Titel nach), entpuppt sich bald als eine präzise Charakterstudie über Menschen, die mit ihren Dämonen zu leben haben. Anflüge von Autismus, Verhaltensstörungen, einer feindlichen Umwelt zeigen eine unglückliche Kindheit, die nur die Flucht in eine Fantsasiewelt zuläßt. Und wo steckt mehr Fantasie, als in einem LKW voller Bücher? Der Autor beschreibt wunderbar die vielen Schichten der menschlichen Psyche. Man sieht förmlich in die Gedankenwelt von Bobby und seinen Freunden. Verwehrte Liebe, sei es von den Mitmenschen oder des eigenen Vaters sind ein wiederkehrendes Motiv. Psychische Abgründe lassen den Leser mitleiden, man will selbst zu Val werden, die versucht, die Kinder in eine bessere Welt zu entführen. Teilweise humorvoll, teilweise traurig melancholisch wandelt das Buch traumhaft sicher auf einem schmalen Grad ohne jemals pathetisch zu werden. Eine verrückte, abenteuerliche Reise, die die Kraft der menschlichen Vorstellungskraft heraufbeschwört und Hoffnung gibt in einer Welt, die von Kälte und Egoismus geprägt ist. Manchmal könnten wir mit etwas Fantasie und Liebe diese Welt schöner machen, genau das sagt dieses wunderbare Buch aus.