Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek

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petral. Avatar

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Der 12-jährige Bobby Nusku hat ein schweres Leben. Er wohnt beim gewalttätigen Vater und dessen wasserstoffblonder Freundin, die sich beide nicht gerade liebevoll um den Jungen kümmern. Seine einzige Hoffnung besteht darin, dass eines Tages seine verschwundene Mutter wieder vor der Türe steht und er dann wieder geliebt wird. Für diesen Fall sorgt er vor, indem er Haare, Kleidungsstücke und viele weitere zurückgelassene Spuren seiner Mutter sammelt und alles genau archiviert. Doch so lange sein größter Wunsch nicht in Erfüllung geht, muss er weiter aushalten. Daheim nur Gewalt und in der Schule Gewalt, denn leider hat er keine Freunde und ist ein willkommenes Opfer für die Schläger der Schule. Als er dann doch endlich einen Freund findet, fühlt er sich zum ersten Mal seit langem wieder wohl und ist dann umso trauriger, als dieser einzige Freund plötzlich wieder weg ist.

Eines Tages lernt er dann die ein Jahr ältere Rosa kennen. Das Mädchen hat eine Behinderung und die Rowdys der Schule stürzen sich eines Tages auch auf sie und quälen sie. Bobby beobachtet das zwar, hat allerdings selbst zu große Angst, um Rosa zu helfen. Er traut sich erst wieder aus seinem sicheren Versteck, als die jugendlichen Schläger verschwunden sind.
Er begleitet Rosa dann nach Hause und lernt dabei auch ihre Mutter Val kennen. Er freundet sich mit Rosa an und fühlt sich bei ihr und ihrer Mutter zum ersten Mal wieder richtig geborgen. Ab diesem Zeitpunkt verbringt er mehr Zeit bei den beiden als in seinem eigenen Zuhause und zunächst fällt das seinem ständig betrunkenen Vater nicht mal auf. Doch irgendwann kommt der durch einen dummen Zufall dahinter, wo sein Sohn sich jeden Tag aufhält und das passt dem bösartigen Mann überhaupt nicht. Er und seine Freundin verbreiten schlimme Gerüchte über Val und Bobby wird jeder weitere Umgang mit ihr verboten.
Aber Bobby kommt trotzdem wieder zu Val und Rosa und als Val eines Tages die blauen Flecken auf Bobbys Körper entdeckt, möchte sie den Jungen einfach nur von seinem brutalen Vater weg bringen und in einer Kurzschlusshandlung stiehlt sie den Bücherbus, den sie eigentlich nur putzen sollte und fährt mit den beiden Kindern und dem Hund "Bert" einfach los. Einen genauen Plan hat sie nicht, sie weiß nur, dass sie auf jeden Fall verhindern muss, dass Bobby in sein liebloses Zuhause zurück muss.

Und so beginnt ein Abenteuer voller Überraschungen . Sie bleiben nicht lange zu dritt, denn unterwegs treffen sie auf den hilfsbereiten Outlaw Joe und da er auch selbst kein Zuhause hat, steigt er einfach zu und macht sich mit auf die turbulente Reise.
Was als spontane Fahrt beginnt, wird schließlich zu einer wilden Verfolgungsjagd, denn leider ist die Polizei ihnen längst auf den Fersen und im ganzen Land hält Val nun jeder für eine böse Kidnapperin, die man unbedingt schnappen und bestrafen muss.

Doch trotz der Verfolgung durch die Polizei, genießt die kleine Gruppe die gemeinsame Reise und Bobby weiß, das ist seine neue Familie, egal, was kommt.

Meine Bewertung:
Ein wunderbares Buch, bei dem man sich wünscht, es würde nie enden. Die kleine Reisegruppe ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich mir die ganze Zeit immer nur wünschte, dass diese Geschichte hoffentlich gut ausgeht. Man gönnt es dem kleinen Bobby so sehr, dass er bei der liebevollen Val bleiben darf und nicht zurück muss zu seinem bösen Vater. Was ich auch schön fand, war die Erwähnung verschiedener bekannter Bücher, die die Vier auf ihrer Reise immer abwechselnd vorlasen und von denen sie sich in eine abenteuerliche Fantasiewelt entführen ließen und so nie ihren Mut verloren, egal, wie beschwerlich und gefährlich ihre Reise auch wurde.

Ich finde den Schreibstil von David Whitehouse so schön bildhaft und einfühlsam, dass ich unbedingt noch mehr von ihm lesen möchte. Für mich war "Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" ein absolutes Lesehighlight und ich kann es jedem empfehlen, der Bücher mag, die so richtig das Herz erwärmen.