Familie ist das Wichtigste!

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mammutkeks Avatar

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Bobby Nusku hat ein schreckliches Leben. Er ist zwar erst 12, aber er wird von seinem gewalttätigen Vater entweder geschlagen oder gar nicht beachtet. Auch dessen neue Freundin kümmert sich kaum um den Jungen. Die Mutter hingegen ist verschollen - und Bobby sammelt alles, was ihn an sie erinnert. Zudem hat er ein Archiv, in dem er beispielsweise das Leben des Vaters protokolliert, aufschreibt, was die Kundinnen beim Friseurbesuch erzählen usw. usw.
Auch in der Schule wird der Junge gemobbt, findet dann aber im gleichaltrigen Sunny einen Freund. Dieser will Bobby beschützen, indem er sich in einen Cyborg verwandelt. Allerdings ist dazu die ein oder andere Selbstzerstümmelung nötig, damit die Metallteile in Sunnys Körper gelangen. Bevor dieser jedoch Bobby vor weiteren Misshandlungen schützen kann, zieht seine Familie mit ihm um.
Bobby schließt sich nun dem autistischen Mädchen Rosa und dessen Mutter Val an, die bald gemeinsam mit dem Ausbrecher Joe, eine ganz besondere Familie um Bobby herum bilden. Ergänzt wird diese durch den Hund Bert und den Ara Captain.
Die "Reise mit der gestohlenen Bibliothek" beginnt, als sich Val, Rosa und Bobby entschließen, mit dem stillgelegten Bücherbus ihrer kleinen Gemeinde, kreuz und quer durch England zu fahren. Wohin genau, wissen sie nicht. Erst Joe, den sie als "Höhlenmenschen" aufgabeln, gibt mit einem verlassenen und verfallenen Herrenhaus in Schottland ein Ziel vor.
Bücher spielen eine wichtige Rolle. Immer wieder zitieren die Hauptfiguren aus David Whitehouses Roman aus Klassikern - und auch deren Handlungen werden durch Huckleberry Finn und Co. bestimmt.
Whitehouse beginnt seinen teilweise skurrilen Roman mit dem Ende - der Bücherbus befindet sich an den Klippen Südenglands und der Kommissar, der sich auf die Suche nach der vermeidlichen Kidnapperin Val und den Kindern gemacht hatte, muss erkennen, dass er sich im Verlauf der Geschichte geirrt hatte. Erst danach entwickelt sich die Geschichte - wenn auch nicht so abenteuerlustig oder skurril wie ich es erwartet hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Stil liegt oder woran sonst, aber die Figuren können mich nicht begeistern. Obwohl sie sehr liebevoll und detailreich gezeichnet sind, bleiben sie für mich undeutliche Schemen. Und Empathie entwickelt sich auch keine. Zudem hatte ich mir unter der gestohlenen Bibliothek noch etwas anderes vorgestellt. Insgesamt eine interessante Grundidee um die Bedeutung von familiären Strukturen und Freundschaften, aber nur eine mittelprächtige Umsetzung. Kein Buch, von dem ich abraten würde, aber auch keines, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.