Deutsche Nachkriegsgeschichte als aktionreicher Politthriller

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hannif Avatar

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Deutsche Nachkriegsgeschichte neu geschrieben, das hat sich Maxim Voland in seinem spannenden und anregenden Roman vorgenommen. Und eigentlich kann das eben nichts anderes als ein Thriller werden, wo die alte Ost-West-Spannung aufgenommen wird.
Der Autor malt sehr anschaulich aus, was für ein Staat das wäre, die „Republik“: Die Menschen leben unter dem sozialistischen Vorzeichen zwar glücklich, sind andererseits aber der totalen Überwachung des Staates ausgesetzt, während im allein unabhängigen Westberlin sich diverse Agentenorganisationen tummeln.
In dieses Gefüge hinein passiert ein furchtbares Unglück. Mitten in der Stadt ereignet sich eine Giftgasexplosion. War es einfach ein Unfall, ein Anschlag oder steckt wohl eine handfeste Verschwörung dahinter? Darüber rätseln nicht nur die verschiedenen Geheimdienste, sondern auch die verschiedenen Protagonisten des Romans. Die DDR Staatsbürgerin Alicia, Stasi Oberst Gustav Kuhn, der Französisch Übersetzer Christopher geraten mitten in das politische Durcheinander hinein und versuchen die geheimen Machenschaften zu ergründen.
Teilweise geht es mit dem Autor dabei etwas über: Die Anzahl der handelnden Charaktere ist sehr überbordend und unübersichtlich, die Aktionladung am Schluss etwas zu groß geraten und für Wessis mag auch die hohe Anzahl an erklärungsbedürftigem Ostvokabular störend wirken.
Spannend bleibt der Roman allemal, auch weil in allem die grundsätzliche Frage mit drin steckt: Ist Geschichte und Gegenwart nicht immer auch ein Produkt zahlreicher historischer Zufälle? Das ist wohl das Faszinierende am Roman die Republik, einfach es mal mutig anders zu denken, Geschichte als fiktiver Thriller in packender Story verpackt passend zum 30jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung.