Politthriller in einer alternativen Realität

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kindder80er Avatar

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Politthriller sind normalerweise so gar nicht mein Genre, aber das Buch fand ich wegen der alternativen Realität sehr spannend.

Wie wäre es mit der DDR weiter gegangen, wenn sie sich über fast ganz Deutschland erstreckt hätte? Wenn Mangelwirtschaft und Verfall rechtzeitig aufgehalten worden wären? Wenn die "Unruhen von 1989", wie es im Buch heißt, durch ein Umdenken der Politik aufgehalten worden wären?

In der Gegenwart sehen wir die DDR als prosperierendes Land, während die kleine Insel West-Berlin vor sich hin gammelt. Auch wenn von Mangelwirtschaft keine Rede ist, hat sich einiges eben nicht geändert: Abitur- und Studienplätze sind von der Partei abhängig, die Stasi hat ihre Augen und Ohren überall, Feinde des Systems werden nicht mit Samthandschuhen angefasst und im Service herrscht ein rauer Ton, was mich am Anfang der Restaurantszene wirklich zum Schmunzeln gebracht hat.

Die Einführung des desillusionierten Oberst, der eine Schwäche für Goldbroiler hat und offiziell seine ständige Ausreise beantragen und somit wissentlich einen Skandal heraufbeschwören will, hat mir gut gefallen. Als ehemaliger DDR-Bürger fühlt man sich fast sofort "zu Hause", für Menschen, die die DDR nie kennengelernt haben, sind einige Begriffe allerdings schwierig zu verstehen.

Als dann die Giftgaswolke kommt und er vom Restaurant des Fernsehturms beobachten muss, wie Menschen wie die Fliegen umfallen und sterben, geht es erst richtig los. Es entspinnt sich ein Politthriller und verschiedene Agenten und Geheimdienste müssen zusammenarbeiten, wollen sie diesen Anschlag auflösen und weitere verhindern...

Insgesamt war die Lektüre spannend und gut geschrieben. Die alternative Realität war glaubwürdig aufgebaut und ich bin nun doppelt froh, dass die Mauer doch gefallen ist...