Rose oder Rosen im Castle?

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Zum Inhalt:
Henrietta wird von ihrer Familie nur als Putzfrau und Köchin angesehen. Nicht mal an ihrem Geburtstag nimmt man sich Zeit für sie. Da muss sich was ändern. Sie folgt dem Rat ihrer Freundin Pippa, lässt ihren Mann und die achtzehnjährige Tochter in London zurück und fährt zu ihrem kranken Großonkel in ein schottisches Schloss. Dort trifft sie auch mit dem attraktiven Schreiner aus der Nachbarschaft zusammen. Mit ihm zusammen sucht sie nach einem Tagebuch, um dem schusseligen Schlossgespenst Rose zu helfen, endlich zu ihrem Liebsten zu kommen. Wohin es Hetty führt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Mein Eindruck:
Man lernt das Leben von Hetty als Ehefrau und Mutter kennen. Ihre unbefriedigende Situation in ihrer Familie. Das wird von der Autorin A. Zöbeli sehr gut vermittelt. Man beginnt bald einmal ungeduldig darauf zu warten, dass sie endlich Nägel mit Köpfen macht und sich durchsetzt. Allerdings erscheint hin und wieder ihre grundsätzliche Unentschlossenheit mit der punktuell plötzlich starken charakterlichen Verhaltensweise (z. B. dem Großonkel gegenüber) nicht so ganz zusammen zu passen.
Was aber am meisten Negativ auffällt und das Lesen oft etwas bremst, da die Dynamik verloren geht, sind die zahlreichen Gedankenspiele und Überlegungsgänge. Zu viele Bremser im Lesefluss. Der Spannungsbogen versandet zu oft und ich musste mich immer wieder mal zwingen, weiter zu lesen. Schade, hier wäre eine etwas straffere Geschichtserzählung deutlich besser gewesen und hätte dem Roman mehr Leben und dem Leser mehr Leselust eingehaucht.

Fazit:
Es wird hier keine weltbewegend neue Geschichte erzählt. Klassische Ausgangssituationen wie die Ehefrau und Mutter, die als selbstverständlicher, dienstbarer Geist betrachtet wird; der Ausbruch der unbefriedigten Frau, und dann der Aufenthalt in einem schottischen Castle mit Schlossgeist, sind schon zahlreich verwendete Themen. Also beinahe abgedroschene Geschichten. Doch das möchte ich nicht wirklich abwertend beurteilen. Was aber einen satten Stern Abzug gibt, ist die Tatsache, dass die Geschichte sehr in die Länge gezogen wird. Sie hat zu wenig Leben und Dynamik. Vier Sterne sind, so denke ich, noch wohlwollend.