Die Rosen von Montevideo

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cellissima Avatar

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Montevideo, 1843: die junge Rosa de la Vegas soll gegen ihren Willen mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet werden - einem Geschäftspartner ihres Vaters. Dieser, einer der einflussreichsten Bürger der Stadt, erhofft sich von dieser Heirat noch mehr Macht und Vorteile für sein Geschäft.
Da ihre Eltern Worten nicht zugänglich sind, lässt Rosa Taten folgen, um der ungewollten Heirat zu entgehen - sie flieht.
Doch weit kommt sie nicht, wird sie doch schon bald von Erzfeinden ihres Vaters entführt und beinahe vergewaltigt.
Die Rettung kommt in letzter Sekunde in Gestalt von Albert Gothmann, einem Frankfurter Bankierssohn.
Rosa und Albert verlieben sich ineinander, heiraten überstürzt, kehren nach Deutschland zurück.
Doch glücklich wird Rosa hier nicht; zu groß sind die Unterschiede zwischen beiden Familien und Ländern, Sitten und Gebräuchen, zu sehr setzen ihr gewisse Familienmitglieder zu, indem sie Rosa immer wieder ins offene Messer laufen lassen und als dumm, naiv und ohne Sinn für Anstand, Benehmen und Gesellschaft darstellen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sie immer mehr alleine ist - Albert muss sich um die Geschäfte kümmern.
So kommt es, dass nicht er, der Vater des Kindes, sondern Rosas Gesangslehrer bei der Geburt ihres Kindes zugegen ist.
Als Albert seinen Rivalen tötet, ist endgültig keine Liebe mehr zwischen den Eheleuten. Dies spürt auch Tochter Valeria ...
Unter diesen Umständen verwundert es nicht, dass sie lieber mit ihrer Cousine Claire als mit ihren Eltern zusammen ist. -Sie reist sogar heimlich mit Claire und deren Vater nach Montevideo.
Doch auch Valeria wird entführt. Sie verliebt sich schließlich in einen der Entführer, der ihr zur Flucht verhilft.
Valeria wird schwanger, Valentin landet im Gefängnis.
Claire, die das Unglück ihrer Cousine nicht ansehen kann, schleust Valentin aus dem Gefängnis. Hierzu muss sie ihren Freund Luis hintergehen - was er ihr nicht verzeihen kann ...
Schließlich sind auch Valeria und Claire zerstritten.
Jahre später wird das Leben von Tabitha und Carlota, der Zwillinge Valerias, beleuchtet. Auch diese beiden Frauen suchen sich die "falschen" Männer aus, auch sie müssen hart um ihre Liebe kämpfen. Doch auch sie finden Mittel und Wege, um ihr Ziel zu erreichen ...

Meine Meinung
"Die Rosen von Montevideo" ist ein exotischer, stimmungsvoller Roman, in dem man herrlich schmökern und schwelgen kann.
Wer hier einen "richtigen" historischen Roman erwartet, wird enttäuscht sein - den gibt es nämlich nicht.
Zwar ist alles sehr gut recherchiert und fundiert - doch ist es eben nicht nur historisch. Ich würde diesen Roman eher als historisch angehaucht bezeichnen. In der Hauptsache ist dies ein Frauen- und Familienroman vor der Kulisse Uruguays, immer wieder gewürzt mit einer Prise Abenteuer.
Dennoch ist alles sehr stimmig und vermisst man den eigentlichen historischen Kern kaum.
Hätte man hier auf einen wahren historischen Roman gesetzt, so hätte dies die Geschichte wohl erschlagen.
Wie so viele gute Familienromane ist auch dieser relativ dicht und atmosphärisch. Der Schreibstil passt zum Genre und zur konkreten Thematik. Er ist leicht und flüssig lesbar, etwas romantisch angehaucht und ausgeschmückt ... blumig!
Ansonsten ist das Werk trotz einiger Längen und Schwächen solide.
So hätte man bspw. an der Geschichte noch feilen können. Denn die war zwar ganz nett und unterhaltsam - aber teilweise doch erstens etwas weit hergeholt, und zweitens hat man genau sowas einfach schon oft gelesen.
Es ist keine neue Idee, sondern eben eine 08/15-Familiengeschichte vor der Kulisse am anderen Ende der Welt ...
Dennoch habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen.

Fazit
774 Seiten gute Unterhaltung! Insgesamt handelt es sich um einen guten Frauen-, Familien- und Abenteuerroman.
Nichts Neues, aber dennoch schön.
Ideal für alle, die Familiensagas vor exotischer Kulisse und leichtere historische Kost mögen.
Ein schöner Schmöker für den Sommer!