Geheimnisvolle Insel mit befreiender Wirkung

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Die Roseninsel ist ein mysteriöser Ort, die zwei ganz besondere Geschichten aufleben lässt. Zum einen lernen wir Liv kennen, die als junge Ärztin in Berlin einen Wendepunkt im Leben gegenübertritt, sodass sie die Reißleine zieht und kurzer Hand ihre sieben Sachen packt, um auf der Roseninsel allein zu sein. Und genau dort können wir in Magdalenas Leben hineinschauen. Denn auch Magdalena führte es 1890 zur Roseninsel.
Anna Reitner präsentiert in ihrem Buch zwei Geschichten, die auch unabhängig voneinander gut funktioniert hätten. Livs Leben spielt in der Gegenwart und ähnelt einer romantischen Liebesgeschichte an einem wundervollen Ort. Während die Handlung um 1890 einem historischen Abenteuerroman zu entsprechen scheint. Hier erwarte uns Drama, Intrigen, Lügen und ein dunkles Geheimnis. In den Geschichten herrscht ein eigener Erzählstil. Die Gegenwartserzählung ist eher ruhiger und sorgt für ein Wohlfühlgefühl. Während man bei der vergangenen Zeiterzählung mitfiebert und manchmal gar nicht mehr aufhören kann, das Buch aus der Hand zu legen. Ich muss sogar gestehen, dass ich diese Geschichte ein wenig mehr mochte. Dennoch fand ich es interessant, wie Livs Leben dank dem Fund des Tagebuchs ein Sinn verliehen wurde. Manchmal wirkte es jedoch etwas nebensächlich. Die Handlung der Vergangenheit nimmt zwar schon Einfluss auf das Leben von Liv, aber nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte. Hier hätte Anna Reitner die Ärztin noch ein wenig mehr Forschungsgeist zuschreiben können, sodass das Auftauchen des Tagebuchs mehr in den Mittelpunkt gerückt werden könnte. Ich denke, dass man es auch bemängeln könnte, dass es sich wirklich wie zwei unabhängige Geschichten lesen könnte. Für mich jedoch war das gerade der Punkt, den ich spannend fand und der mir sehr gefallen hat. So hatte man glatt zwei Geschichten in einem Band!
Magdalena gefiel mir als Figur zum Ende hin sehr gut, als sie präsenter wurde und mehr für sich eingestanden hat. Am Anfang fand ich sie sehr devot, was mir nicht ganz verständlich gewesen ist. Aber vielleicht passt dieses Verhalten auch besser in die Zeit. Dafür war Liv komplett gegensätzlich. Sie ist eine Powerfrau, die für sich selbst eintritt und auch klar die Grenzen ziehen kann. Manchmal hätte sie aber auch mehr sich öffnen können, sodass für den/die Leser*in ihre Gefühle und Beweggründe verständlicher werden könnten. Ich habe viel Potenzial in den Figuren gesehen, die man noch hätte verfeinern können. Aber das ist ebenfalls Meckern auf höchstem Niveau.
Letztlich kann ich sagen, dass der Roman ein Buch für vergnügliche Lesestunden ist. Man kann die Welt für kurze Zeit ausblenden und sich auf die schöne Roseninsel träumen. Zudem existiert die Roseninsel tatsächlich, sodass man mit einer schnellen Suche auch noch Bilder von ihr sehen kann und sich mit der Hilfe des Buches und seiner Fantasie auf den fiktiven Spuren von Liv und Magdalena begeben kann.