Berührender, atmosphärisch dichter Familienroman

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Ein ausgesprochen berührender Familien Roman der sich mit dem schwierigen Verhältnis von vier Frauen einer Familie zueinander befasst.
Im Einzelnen geht es um folgendes: zwei Schwestern, deren angespanntes, ja fast zerrüttetes Verhältnis auf Vorkommnisse in der gemeinsamen Vergangenheit zurückzuführen ist, treffen im Elternhaus in den Elbmarschen zusammen. Grete, die ältere Tochter, die ihr Leben in den Elbmarschen verbracht hat und nun als sehr engagierte Vogelwartin arbeitet, hat sich in den ganzen Jahren um den Familienwohnsitz, einen alten Resthof und die Mutter gekümmert. Die jüngere Schwester Freya hingegen hat sich fernab der Heimat in Berlin ein erfolgreiches, karriereorientiertes Leben aufgebaut. Nach einer persönlichen Krise und nachdem sich der Gesundheitszustand der eher herrischen und nach außen gefühlsarmen Mutter verschlechtert hat, trifft sie im Haus der Familie ein.
Während sich in der Vergangenheit die Begegnungen der Schwestern nur auf gelegentliche Besuche beschränkt haben, sind sie in Anbetracht der Gesundheit der alten Mutter nunmehr gezwungen, miteinander Zeit zu verbringen. Die Autorin versteht es, sehr einfühlsam darzulegen, woraus sich die familiären Spannungen ergeben haben und wie Schwestern versuchen, sich einander anzunähern, beide getrieben von dem Wunsch nach Versöhnung. Ohne Aufrichtigkeit ist dies jedoch nicht möglich, doch bevor es zu einer Aussprache kommen kann, müssen sich die einzelnen Beteiligten über ihre eigenen Vorstellungen vom Leben klar werden.
Grete hadert mit den verpassten Gelegenheiten, in ihrer Jugend den Elbmarschen nicht den Rücken zugekehrt zu haben und mit der Frage wie sie Ihre weitere Zukunft gestalten soll. Freya hingegen mit der verpassten Chance auf eine Familiengründung und den Schuldgefühlen aus ihrer Jugend. Doch nur wer sich „selbst verzeiht“ ist offen für Neues, und vielleicht auch bereit, Gefühle zuzulassen.
Ein konkurrierendes, entfremdetes Schwesternpaar auf einem schwierigen Weg, der von der Autorin äußerst sensibel und nachvollziehbar
geschildert wird. Eine weitere Rolle spielt die uneheliche erwachsene Tochter von Grete, die, geplagt von Liebeskummer, ebenfalls zu Besuch kommt und ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, da diese ihr den Vater vorenthalten hat. Der Mittelpunkt der Familie, die gebrechliche Mutter trägt ebenfalls schwer an ihrer Vergangenheit und dem frühen Tod ihres Mannes – auch sie hadert mit ihren Versäumnissen als Mutter und dem jahrelangen Schweigen, unter welchem die Familie Ihre Probleme begraben hat.
Ob es zur Aussöhnung unter den Beteiligten kommt und mit den Kranichen auch das Glück zurückkehrt, hat die Autorin sehr empathisch und packend in einem flüssigem Schreibstil beschrieben, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte! Ein großartiger Roman durch die einfühlsame Charakterisierung aller handelnden Personen und -nicht zu vergessen die äußerst stimmungsvolle Beschreibung der Fauna und Flora, die die Atmosphäre der Elbmarschen so greifbar macht, dass man das Rascheln der Weiden fast zu hören glaubt Man ist mittendrin im Marschland und in der Geschichte!! Klare Leseempfehlung!!