Packende Familiengeschichte

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_sabrina_ Avatar

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Wilhelmine Hansen lebt mit ihrer Tochter Grete in einem alten Haus in der Elbmarsch. Ihr Leben zieht in geregelten Bahnen vorbei, bis Grete ihre Mutter zusammengebrochen in deren Küche findet. Die Sorgen sind enorm, so groß, dass Grete auch ihre Schwester Freya, die erfolgreich in Berlin arbeitet und ihre Tochter Anne, die in Bremen studiert nach Hause ruft. Trotz zahlreicher familiärer Spannungen…

Ich kannte im Vorfeld schon die Krimis der Autorin, die ebenfalls in der Region spielen, darum musste ich auch bei diesem Buch zugreifen, wenngleich der Plot weniger spannend klang. Zu Beginn war ich auch nicht so ganz angetan, musste erst einmal in die Geschichte mit all ihren leisen, feinen Tönen und Nuancen rein finden – als das gelungen war, hatte ich dann Gefallen an der Geschichte gefunden. Ja, es gab immer wieder einmal Momente, bei denen ich den Kopf schütteln musste (bei allen der vier Frauen, am meisten nervte mich dann aber doch Anne, die jüngste) und manches mag vielleicht ein wenig voraussehbar gewesen sein und dennoch: Ich habe die Geschichte, das Setting und den Schreibstil ansonsten sehr genossen. Ich bin normal nicht so der Typ für Naturbeschreibungen in Büchern, hier sind die jedoch sehr gut gelungen, tatsächlich konnte ich es mir vorstellen, wie die Vögel am Himmel ihre Kreise zogen, irgendwo im Gebüsch versteckt ein Lied anstimmten oder der Regen die Protagonisten kalt erwischt. Die Charaktere sind typisch nordisch gestaltet und wirken authentisch, manchmal möchte man sie schütteln und ihnen die Augen öffnen, genauso oft hätte ich sie aber auch mal in den Arm nehmen wollen.
Die Themen, die angesprochen werden sind vielfältig und solche, wie sie in Familien vorkommen, normal wahrscheinlich nicht so geballt wie hier, aber dennoch sind es Themen mitten aus dem Leben. Vaterfragen und auch Beziehungsgeschichten, Geheimnisse und viele Spielarten des Kummers werden hier angesprochen.

Die Auflösung hat mich wenig bis gar nicht überrascht, aber das war hier in Ordnung. Das Buch ist eher leise, für gemütliche Stunden, voller Atmosphäre und einer Familiengeschichte, die für mich so – trotz der einen oder anderen Kritik – packend war.