Perspektivenwechsel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
xyz Avatar

Von

Sven Herzog, seines Zeichens Forstwissenschaftler, beginnt sein Buch „Die Sache mit dem Wald“ mit der historischen Bedeutung des Waldes für uns Menschen. Er legt dar, wie sehr die Auswirkungen unseres Handelns durch Rodung, durch Nutzung und durch Übernutzung das heutige Landschaftsbild in Mitteleuropa geprägt haben.
Im Verlauf des Werkes wird deutlich, warum dieser Aspekt so wichtig ist.

Wenn auch stilistisch ein wenig spröde, so vermittelt der Autor auf sachliche Weise hochinteressantes und komplexes Fachwissen.

Herzog stellt die unterschiedlichen Perspektiven von Forstwirten, Jägern und Naturschützern gegenüber und zeigt die Konflikte auf, die aus den jeweiligen Interessen heraus entstehen.
Er legt die Unterschiede zwischen Urwald, Naturwald und Wirtschaftswald dar und leitet davon mögliche Lösungsansätze für eine zukünftige Waldbewirtschaftung ab.

Interessant für die Älteren unter uns ist die Aufbereitung des Themas „Waldsterben“ und „Saurer Regen“ der 80er Jahre. Hier zieht er aufschlußreiche Parallelen zur heutigen Situation.

Darüber hinaus definiert Herzog genau, was wissenschaftliches Arbeiten bedeutet. Er zeigt den Zusammenhang auf zwischen wissenschaftlichem Arbeiten, Medien und Politik, was sicherlich nicht nur für die Waldthematik, sondern auch interessant ist für die Bewertung der COVID 19-Debatte in der jüngsten Vergangenheit.

Eines wird im Buch besonders deutlich, Wälder sind außerordentlich komplexe Ökosysteme, die einer großen Zahl von gegenseitigen Einflüssen und Prozessen ausgesetzt sind. Vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels, der einer weltweiten Lösung bedarf, ist es laut Herzog die wichtigste Aufgabe unserer Forstwirtschaft, die genetische Anpassungsfähigkeit unserer Wälder zu verbessern. So kann sich der Wald am besten auf einen Wandel einstellen, der nicht im Detail vorhersehbar ist.