Düster, beklemmend, aber klischeebeladen – ein Thriller zwischen Spannung und Grenzüberschreitung

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besueandamy Avatar

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Der Prolog dieses Thrillers beginnt mit einer beklemmenden, düsteren Atmosphäre und führt direkt in das verstörende Innenleben eines Täters. Die plastische Beschreibung von Gewalt, Machtfantasien und der Kälte des Settings ist eindringlich, aber auch bewusst unangenehm gestaltet. Der Schreibstil arbeitet mit kurzen, abgehackten Sätzen, die das Unbehagen verstärken, während der Täter minutiös und ohne Reue seine grausamen Handlungen beschreibt.

Der Perspektivwechsel zu Ellen und später zu Merab bringt zunächst eine emotionale Entlastung, bleibt jedoch im Spannungsfeld zwischen persönlichen Krisen und bedrückenden Erinnerungen. Die Charaktere wirken authentisch, auch wenn die Darstellungen teilweise etwas klischeebehaftet erscheinen (die gescheiterte Beziehung, der berufliche Rückschlag). Besonders die Darstellung des Täters im Prolog könnte kritischer betrachtet werden: Die detaillierte Gewaltbeschreibung wirkt stellenweise fast voyeuristisch und überschattet die eigentliche Charakterzeichnung. Der Thriller greift damit auf bewährte, aber wenig innovative Elemente zurück.

Positiv hervorzuheben ist die dichte Atmosphäre und die handwerklich solide Spannungskurve, die eine durchgehende Bedrohung vermittelt. Insgesamt jedoch scheint der Fokus stark auf Schockeffekten zu liegen, während die psychologische Tiefe der Figuren noch ausbaufähig erscheint. Ein fesselnder Einstieg, aber mit fragwürdiger Balance zwischen Spannung und Grenzüberschreitung.