Der Vergangenheit entkommt man nicht

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martinchen Avatar

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Dr. Ellen Roth hat sich nach einer Trennung entschlossen, nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurückzukehren und die Praxis des dortigen Allgemeinmediziners zu übernehmen. Doch kaum ist sie angekommen, geschieht ein Mord. Ellen hatte ein sehr guten Grund, das Dorf zu verlassen, aber die Vergangenheit holt sie wieder ein.

Der Prolog ist sehr spannend geschrieben und lässt auf eine rasante Fortsetzung hoffen. Dem ist nicht so, denn Lars Menz entwickelt seinen Thriller eher langsam. Es gelingt ihm, die furchtbare Atmosphäre am Abend von Ellens Ankunft so zu beschreiben, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn Ellen sofort umgekehrt wäre. In diesem Dorf kennt jeder jeden, die kleinen oder größeren Geheimnisse sind gar keine, wie es halt so ist auf dem Dorf. Und mit Idylle ist es auch nicht weit her.
Es ist zunächst für die Polizei (anders als für die Leser) nicht eindeutig, ob es Mord oder Suizid war. Von den Ermittlungen der Polizei wird überhaupt sehr wenig berichtet, denn Ellen und ihr neuer Freund Merab, der als Journalist arbeitet, ermitteln auf eigene Faust, vor allem, als ein zweiter Mord geschieht. Dabei gibt es einige Details, die doch etwas unglaubwürdig sind (Stichwort: Auto)

In Rückblenden wird Ellens Geschichte erzählt, die ein starkes Motiv enthält. Sie war jedoch nicht das große Geheimnis, denn es wussten neben ihrem Vater wichtige Persönlichkeiten des Dorfes davon. Wie in Dörfern üblich, wurde es auf die ganz eigene Weise behandelt und totgeschwiegen.

Die dramatische Geschichte wird zunächst langsam, dann aber immer spannender erzählt. Ellen ist eine sehr sympathische junge Frau, die mutig und couragiert ist. Sie lässt sich weder von dem wenig einladenden Praxis- und Wohngebäude noch von der etwas ablehnenden Arzthelferin abschrecken. Lediglich die erste Begegnung mit ihrem Vater nach ihrem Weggang verursacht ihr Unbehagen, sie erkennt jedoch sehr schnell, dass nicht sie diejenige ist, die es zu bemitleiden gilt.

Insgesamt ist das Setting sehr düster und extrem kalt. Dazu tragen die Lage des Dorfes in den Bergen, aber auch die Jahreszeit und die Reserviertheit der Dorfbewohner bei.

Das Cover mit der titelgebende Schanze zieht die Blicke auf sich. Es ist sehr gelungen.

Fazit: ein gelungenes Debüt