Thriller ???
Ob der Roman tatsächlich als Thriller einzuordnen ist, bleibt offen. Allerdings spielt ein Mord eine zentrale Rolle, was zunächst den Eindruck eines klassischen Krimis vermittelt. Erwartet hatte ich jedoch mehr Einblicke in die polizeiliche Ermittlungsarbeit, die hier kaum thematisiert wird. Stattdessen liegt der Fokus auf der Aufarbeitung von Vergangenheitskonflikten, die den Kern der Handlung ausmachen.
Die Hauptfigur Ellen trägt ein schwerwiegendes Trauma mit sich, das sie im Verlauf der Geschichte immer wieder dazu bringt, sich selbst durch Schnitte Schmerzen zuzufügen. Diese Thematik wird eindringlich behandelt und verleiht dem Roman eine tiefere psychologische Ebene.
Die Kapitelgestaltung fällt insgesamt recht knapp aus, was dazu führt, dass man sich als Leser gerade in ein Kapitel einfühlt, bevor es abrupt endet. Eine ausführlichere Darstellung hätte hier mehr Tiefe und Intensität schaffen können.
Die Darstellung der Dorfgemeinschaft ist facettenreich. Jede Figur wird mit einem eigenen, teils außergewöhnlichen Leben skizziert, was dem Roman einen besonderen Reiz verleiht. Dennoch bleibt die Frage, warum Ellen nicht in Hamburg geblieben ist, wo ihre persönliche Heilung möglicherweise besser vorangeschritten wäre. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Rückkehr in die Heimat ein wichtiger und mutiger Schritt ist, der die Grundlage für die Handlung bildet.
Insgesamt handelt es sich um einen lesenswerten Roman, der zur Reflexion über Themen wie Heimat, Traumabewältigung und persönliche Entwicklung anregt. Ich empfehle ihn gerne weiter.