Fesselnd und realitätsnah

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linus63 Avatar

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Im Auftrag einer Immobilienfirma soll die investigative Journalistin Susanne Mikula den Hamburger Immobilienmarkt unter die Lupe nehmen - vermutet werden unter anderem Korruption, Mietmobbing und Luxussanierungen. An vielen Stellen stößt sie auf Ungereimtheiten und Widerstände, darüber hinaus scheint irgend jemand ihre Recherche verhindern zu wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Journalistin aufgrund traumatischer Erfahrungen bei ihrer letzten Enthüllung zusätzlich mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat.

Kennt man den ersten Kriminalroman um die Journalistin Susanne Mikula nicht, beginnt der zweite Band zunächst verwirrend - doch die Protagonistin selbst klärt den Leser unmittelbar nach dem Anfangsgeschehen über ihre Vergangenheit und deren Folgen auf, die während der ganzen Geschichte permanent präsent bleiben. Ohne großes Vorgeplänkel startet die Geschichte mit den für die spätere Handlung erforderlichen Nebenschauplätzen und kommt bald zum eigentlichen Thema - der Recherche im Hamburger Wohnungsmarkt. Die ausführlichen und anschaulichen Schilderungen aus Sicht der Protagonistin sind in kurzen Kapiteln gut und flüssig zu lesen, das Thema ist fesselnd, aktuell und sehr realitätsnah. Etwas Spannung kommt durch einen parallelen Handlungsstrang auf, der sich fast nahtlos ins Geschehen einfügt, und durch den der Leser schon früh die Bestätigung erhält, dass tatsächlich Verbrechen vorliegen - wer sie in wessen Auftrag begeht, bleibt hingegen lange unklar. Das Tempo der Handlung ist mäßig, zieht dann gegen Ende bis zum großen Showdown an, nach dem sich ein schlüssiges Bild ergibt.

Zu Beginn habe ich das Buch verschlungen, das mir bislang wenig bekannte Thema ist sehr interessant und verständlich beschrieben und hat mich absolut gefesselt. Die Figuren sind greifbar und bodenständig, und auch die Nebenfiguren wie zum Beispiel Susannes Tante Martha sind liebevoll gezeichnet. Dennoch fand ich manches überzogen, in der Mitte etwas gelängt, und auch Susannes Dämonen haben für meinen Geschmack etwas zu viel Raum eingefordert und mich irgendwann genervt. Leider ahnte ich bereits ab ca. Mitte des Buches, wer hinter diesen Machenschaften steckt, wodurch die Spannung etwas auf der Strecke blieb und ich das Buch häufiger zur Seite legte. Auch wenn sich das Ende letztendlich geringfügig anders abzeichnete, blieb wie erwartet die große Überraschung aus.

Insgesamt ist “Die Schlange“ ein solider und fesselnder, aufgrund der Thematik auch ein interessanter und realitätsnaher Kriminalroman, der mir gut gefallen hat.