Pixelexplosion

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owenmeany Avatar

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So sehr mich als totalen Fan der Fantasieliteratur, speziell vertreten von Rowling und Funke, die Leseprobe begeisterte - in der Länge von 350 Seiten flachte meine Euphorie für dieses Pandämonium dann doch ab.

Der Einstieg mit einem analog erlebten Computerspiel namens Forknight überforderte meine Vorstellungskraft gewaltig, ich empfand es als weitestgehend sinnfrei, aber als eine turbulente Achterbahnfahrt der Fantasie. Das mag Videospiel-Geübten anders ergehen, aber gerade die agieren ja ausschließlich im Optischen, ob die mit den Verbalisierungen so zurechtkommen, sei dahingestellt.

Sympathisch finde ich, dass der junge Vampir Julius ein ganz normaler Teen ist mit Problemen wie viele in dem Alter, der wegen eines fehlenden Eckzahns in der Schule gemobbt wird und sich mit der Mutter um gesunde Ernährung und den Abwasch zofft.

Für meinen Geschmack wird im ersten Drittel der Deus ex machina allzu häufig bemüht. Unterstützung kommt von einer Freundin der Mutter und einem alten Bibliothekar, die beide alle möglichen magischen Instrumente aufbieten. Allerdings freut mich die positive Entwicklung von Julius gegen Ende hin, als er immer selbstständigere Entscheidungen mutig umsetzt.

Sprachlich sind dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt, Wortspiele wie LugTrug statt Youtube, Monstagram für Instagram und die unsägliche Helene Grätenbeck(-Fischer) lassen schmunzeln, aber bei all den irrwitzigen Details sehe ich oft den Wald nicht vor lauter Bäumen. Da geht Wamsler ganz schön der Gaul durch, und er schießt bei allem Spaß am überbordenden Einfallsreichtum über das Ziel hinaus. Er hätte sich auf weniger Figuren beschränken, diese aber mit einer Geschichte besser ausarbeiten können.

Wirklich spannend durchkomponiert hat er schließlich die Schockzahnepisode, die ausgerechnet im Epilog noch eine Volte schlägt und mit einem Cliffhanger endet - eine Fortsetzung ist also auch hier unerlässlich. Ich würde diese gerne ebenfalls lesen, wenn ich wie z.B. bei Harry Potter die Intention und das Leitmotiv klarer erkennen könnte, ansonsten wäre es nur Klamauk.