Alltag in der schwedischen Provinz?

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elke17 Avatar

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Die Schwedin Camilla Läckberg ist eine wohltuende Ausnahmeerscheinung im Heer der skandinavischen Schriftsteller, die seit einigen Jahren die Regale der Buchhandlungen füllen. Im Gegensatz zu ihren meist männlichen Autorenkollegen, deren Protagonisten überproportional häufig mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und mit dem Leben hadern, beschreibt Läckberg den - fast - normalen Alltag in der schwedischen Provinz sowie das Familienleben der beiden Hauptfiguren, Kommissar Patrik Hedström und dessen Frau Erica Falck, einer Schriftstellerin, deren Beharrlichkeit bei Recherchen ihren Ehemann bei seinen Ermittlungen durchaus des Öfteren auf die richtige Spur führt.

Eine Reiterin sieht bei ihrem Ausritt ein desorientiertes Mädchen, das völlig verwirrt aus dem Wald gelaufen kommt und kurz darauf von einem Auto überfahren wird.

Schnitt: Erica arbeitet aktuell an einem Buch über Laila Kowalska, die wegen des Mordes an ihrem Ehemann Vladek in einer Haftanstallt einsitzt, die sich in der Nähe von Ericas Wohnort Fjällbacka befindet. Sie hofft auf Informationen, die sie in ihrem Buch verwenden kann, aber die Inhaftierte zeigt wenig Interesse an einem Gespräch. Offenbar hat sie dem Besuch nur zugestimmt, um der quälenden Langeweile zu entfliehen. Erica wirkt abgehetzt, und so kommen sie über das Thema Kinder ins Gespräch. Es scheint, als ob Laila nicht über ihre Tochter Luise sprechen möchte. Aber die erwähnten Fotos in Ericas Tasche lassen vermuten, dass mit dem Mädchen etwas Schreckliches geschehen ist…

Neue Szene, ein Pferdestall: Tyra hat die Schule geschwänzt. Sie vermisst ihre Freundin Victoria, die seit einigen Monaten verschwunden ist. Trost findet sie nur bei den Pferden. Plötzlich geschieht etwas Unerwartetes, denn Marta, zusammen mit dem Tierarzt Jonas die Besitzerin der Reitschule, kommt im Galopp auf den Hof und ruft, dass Victoria gefunden wurde.

Diese Information erhält auch der Polizeiposten, und Patrik macht sich mit seinem Kollegen Richtung Krankenhaus auf, denn das angefahrene Mädchen aus der Anfangsszene ist besagte Victoria. Im Krankenhaus erfahren sie, dass diese nicht nur mit den Verletzungen durch den Unfall zu kämpfen hat. Jemand hat ihr die Zunge herausgeschnitten und die Augen entfernt. Ihre Familie wird informiert und so machen sich Mutter, Vater und der Bruder Ricky auf den Weg.

Jonas Mutter Helga wohnt gemeinsam mit ihrem bettlägerigen, tyrannischen Mann Einar neben der Reitschule. Sie wartet auf den Besuch ihres Sohnes, der einem Bauer hilft, dessen Kuh kalbt. Aber dann kommt ein Anruf…

Es ist das Kennzeichen der Kriminalromane von Camilla Läckberg, dass immer verschiedene Handlungsstränge parallel verlaufen. im Laufe der fortschreitenden Geschichte führt die Autorin diese äußerst kunstvoll zusammen, sodass am Ende keine offenen Fragen übrig bleiben. Auflockernd wirken hier auch die Einschübe, die das Familienleben von Patrik und Erica schildern. Dies bringt eine gewisse Leichtigkeit in die Geschichte, die die beschriebenen Grausamkeiten leichter ertragen lassen. Denn wer schneidet einem Mädchen warum die Zunge heraus? Und was hat es mit der Mörderin in der Haftanstalt auf sich? Warum ist Erica an deren Geschichte interessiert?

Diese Leseprobe verspricht, wie immer bei Camilla Läckberg, eine spannende Story. Und da ich meine offenen Fragen gerne beantwortet bekäme, würde ich mich freuen, „Die Schneelöwin“ vorab lesen zu dürfen.