Frankensteins Braut

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maxibiene Avatar

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Es liest sich, als wäre sie Frankensteins Braut. Denn an der Toten, die auch die Schöne Münchnerin genannt wird, ist so gut wie nichts echt. Sogar die Nase scheint von einer fremden Person zu stammen, denn die DNA der Nase stimmt nicht mit der DNA des Körpers überein.Kommissar Mader und sein Team, die die Tote in ihrer Wohnung gefunden haben, stoßen auf so manche Ungereimtheiten.

Während zu Beginn der Handlung Hanke seinen neuen Maserati in den Kurven wiegt und wenig später von einem Moorbad samt Wagen vereinnahmt wird, wechseln die Handlungsstränge des Autors Harry Kämmerer, wie manch Anderer seine Unterwäsche. Etwas verwirrend ziehen sich anfänglich die ersten Begegnungen der einzelnen Figuren durch die Handlung. Wer Dosi, Hummel, Zankl usw. aus dem 1.Teil Kämmerers Krimi „Isartod“ nicht kennt, wird es so wie ich, erst einmal schwer haben, sich mit den einzelnen Figuren und Namen anzufreunden. Noch dazu, wenn jeder dieser Figuren, sei es Polizist oder Gerichtsmediziner etwas auf dem Kerbholz haben und auch sie versuchen, ihr Taschengeld auf recht abnormaler Weise aufzubessern.

Schließlich führen die Ermittlungen der Polizei in die Welt der Schönen und Reichen bzw. in die Welt, die die einen reich und die anderen schön werden lassen. Etwas bizarr stellt sich die Handlung schon dar, denn es geht um Organhandel. Wenn man bedenkt, dass so jedes Organ und Körperteil mittlerweile verpflanzt werden kann, kommen einem schon die Ängste. Als Nichtfachmann fragt man sich dennoch, was ist an dem Plot glaubwürdig und was nicht. Der Autor lässt seinen Leser damit ziemlich allein und so kann sich jeder seine eigenen Vorstellungen dazu bilden. Kämmerer glänzt in seinem Werk damit, in dem er immer wieder von einem Handlungsstrang zum anderen springt und man so eine gewisse Zeit benötigt, um sich in die Story einzufinden. Allein die Namen, die der Autor verwendet, lässt einen annehmen, dass die Handlung auf etwas humoristische Weise dargestellt wird. Dem ist nicht ganz so. Diese Art der Einlagen wirken eher verkrampft als amüsant.

An sich finde ich das Thema, das der Autor in seinem Krimi verarbeitet hat, nicht unwichtig. Doch wie er dieses dargestellt hat, fand ich eher grotesk. Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass für Meindafürhalten keine richtige Spannung in dem Plot aufkam und ich so manches Mal auf das Aha-Gefühl sehnsüchtig wartete. Obwohl der Krimi nur so von Toten wimmelt, lässt auch die Aufklärung der Fälle zu wünschen übrig. Die Figuren und deren Charaktere sind typisch bayerisch dargestellt und natürlich mit den entsprechenden Klischees behaftet. Eine Beziehung zu den Figuren konnte ich nicht wirklich herstellen, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich mich insgesamt mit dem Sprach- und Schreibstil von Harry Kämmerer schwer getan habe. Sehr gut gefallen hat mir allerdings die Einteilung der Story in kleine Kapitel, das einem das Springen in die verschiedenen Handlungsstränge vereinfacht hat. Auch die jeweils dafür ausgewählten Überschriften fand ich sehr passend, haben mitunter sogar zum Schmunzeln angeregt.

Fazit: „Die schöne Münchnerin“ ist ein gut aufgebauter Krimi, der mit einem rasanten Tempo und ständig wechselnden Handlungssträngen aufwartet.