Mord in der Münchner High Society

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„Die schöne Münchnerin“ von Heinz Kämmerer; 304 Seiten, Graf Verlag (9. März 2012)

Ein schönes Münchner Model wird tot aufgefunden – den Körper voller Kokain. Auf dem Obduktionstisch stellt die Pathologin fest, dass nicht nur einiges an der Dame operiert ist, sondern dass die Nase eine gänzlich andere DNA aufweist als der Rest des Körpers. Mit anderen Worten: Die Nase ist ein Ersatzteil von einem anderen Menschen. Geht es um Organhandel? Gibt es irgendwo ein menschliches Ersatzteillager? Hauptkommissar Mader und sein Team ermitteln in der Münchner Schickeria und in der Schönheitschirurgen-Szene….

„Die schöne Münchnerin“ ist der zweite Fall des Teams um Hauptkommissar Mader, es ist aber meines Erachtens nicht zwingend notwendig, den ersten gelesen zu haben. Man kommt schnell in das Buch hinein und es ist flüssig geschrieben. Sprachlich eher kurz und knackig, mitunter fast schon abgehackt, ist jedes der kurzen Kapitel in sehr passende Überschriften unterteilt, die sehr unterhaltsam sind. Oftmals sind die Dialoge mit bayrischem Dialekt gefärbt und werden so aufgezeichnet, wie der Sprecher wirklich reden würde, was alles sehr authentisch macht. Für Norddeutsche vielleicht ein bisschen schwierig, aber so viel ist es nicht und man versteht die Zusammenhänge auf jeden Fall trotzdem. Der Schreibstil ist humorvoll, die Personen recht eigen, man erfährt einiges über ihre Macken und ihr  Privatleben und kann sich gut mit ihnen identifizieren. Das Cover stellt einen drolligen Zusammenhang her zwischen dem Dackel (der Hund des Kommissars) und den 70er Jahre Trockenhauben, eine Verballhornung der Schönheitsindustrie?

Die Geschichte wird zunächst im Wechsel aus der Sicht der Ermittler und der Sicht der Ärzte erzählt, und das Ganze beginnt auch schon sehr rasant mit Autounfällen und Morden. Schnell wird klar, dass beide Erzählstränge verknüpft sind und die Ärzteschaft ein dunkles und zwielichtes Spiel treibt. Da eine Krähe bekanntlich der anderen kein Auge aushackt, ist man schon sehr gespannt, wie es die Ermittler schaffen, hier Licht ins Dunkel zu bringen. Im Team um Hauptkommissar Mader hat jeder Einzelne seine Stärken und zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er/sie sich fest in den Fall verbeißt und keinen Feierabend und kein Wochenende kennt, bis das Rätsel gelöst ist. Dabei spielen nicht nur Maders Dackel Bajazzo, der entscheidende Hinweise und mehr findet, eine mittelgroße Rolle, sondern auch Fränki, der Freund von Dosi, bringt sich ins Geschehen ein und mischt kräftig mit.

Die Aufklärung, wer der Mörder ist, war für mich jetzt nicht so überraschend, es gab aber noch so die eine oder andere Wendung, die man nicht erwartet hat, und der Schluss war einfach sehr befriedigend.

Alles in allem hat das Buch absolut gehalten, was die Leseprobe versprochen hatte: ein kurzweiliger Heimatkrimi mit viel bayrischem Lokalkolorit, der sich schnell herunterliest und dem Leser kurzweilige Unterhaltung bietet.