Die Leiden der schönen Philippine

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craisydaisy Avatar

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Dieser historische Roman beginnt mit einem Prolog, der von den letzten Tagen des Lebens der Kaufmannstochter Philippine Welser erzählt. Sie läßt ihr Leben Revue passieren. Sie lebte einst verarmt mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Augsburg. Ihre Mutter kannte sich gut mit Kräutern aus und schickt Philippine oft zum Kräuter sammeln. Dort schlittert sie in eine Affaire, die nicht folgenlos bleibt. Die in Heilpflanzen bewanderte Mutter verhilft ihr zu einer Abtreibung und schickt sie danach zur Erholung zu ihrer Lieblingstante Katharina auf Schloß Bresnitz nach Böhmen. Dort verliebt sie sich in den Habsburger Ferdinand II, den Sohn des Kaisers, der diese Liebe erwidert. Dies ist nicht standesgemäß und eigentlich unmöglich. Pippa, wie sie auch genannt wird, macht sich so Feinde, und es wird ein erster Giftanschlag auf sie verübt, den sie aber überlebt. Das Paar heiratet dann auch in aller Stille,allerdings nicht so prunkvoll wie es sich Philippine gewünscht hätte. Außerdem muss die Ehe geheim gehalten werden. Im Laufe ihrer Lebens bekommt sie mehrere Kinder, wovon aber nur die beiden ältesten Söhne überleben. Auch sie leiden unter der Situation als uneheliche Kinder. Als Ferdinand seiner Philippine Schloß Ambras in der Nähe von Innsbruck schenkt, können sie sich freier bewegen und sich öfter sehen. Zeit ihres Lebens hat Philippine Angst vor Giftanschlägen und Tötungsabsichten auf ihre Kinder und sich selbst. Ihr Essen läßt sie immer von ihrem Hund vorkosten und kann so einige Male übeleben. Insgesamt leidet sie sehr unter der Geheimhaltung ihrer Ehe und der Ablehnung des Kaiserhofes. Viel Anerkennung und sogar Dankesbriefe bekommt jedoch sie von der Bevölkerung, der sie mit ihrem umfangreichen Wissen um die Heilkräuter hilft. Das Kräuterbuch, das ihre Mutter verfaßt hat, ergänzt sie im Laufe der Zeit mit ihren eigenen Erfahrungen. Leider kann sie sich selbst nicht helfen und der Epilog beschreibt, wie sie mit 53 Jahren stirbt.

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend und zeigt ein Gemälde der schönen Philipine Welserin mit gemusterstem Rahmen, wie zu dieser Zeit üblich war. Als Untertitel kann man lesen, dass sich um einen historischen Krimialroman handelt. Das sehe ich nicht so, denn es ist ein historischer Roman. Es gibt zwar mehrere Giftanschläge und Tötungsabsichten, aber es wird nicht kriminaltechnisch ermittelt, bzw. die Tat weiter verfolgt. Meiner Meinung nach sind an dem frühen Tod der schönen Philippine nicht (nur) irgendwelche falsch verwendeten Kräuter schuld, sondern auch der Lebensstil auf Schloss Ambras, z. B. das maßlose Essen. Die weitere Gestaltung des Buches gefiel mir ebenfalls. Jedes Kapitel wird  mit einer Heilpflanze eingeleitet, inklusive Zeichnung und Wirkung. Dies stimmt gut auf das nächste Kapitel ein. Aufgelockert wird der Roman auch durch die zwei Erzählstränge, auf der einen Seite wird  Philippines Geschichte erzählt und auf der anderen Seite kommt noch ihr fiktives Tagebuch zu Wort. So kann man sich noch besser in die Gedanken und Gefühle der Protagonistin hineindenken. Insgesamt gesehen war es ein schöner, gut recherchierter Roman, mit dem man sich gut in die Zeit des Mittelalters hinein versenken konnte.